Hintergrundinformation Missbrauch

Zwei Stoffpuppen sitzen nebeneinander auf einer Fensterbank

Das heißt:

  1. Er / sie entscheidet sich, es zu tun, obwohl es verboten ist, und erteilt sich selbst die Erlaubnis dafür.
  2. Er / sie braucht einen Ort ohne Zeugen.   
  3. Er / sie muss das Kind dazu bringen mitzumachen (überreden, überrumpeln, drohen, Gewalt anwenden…).
  4. Er / sie muss das Kind dazu bringen, jahrelang zu schweigen (Schuldgefühle erzeugen, dem Kind die Verantwortung geben, die Hoffnung auf Hilfe nehmen: "Dir glaubt sowieso niemand", drohen, Gewalt anwenden…). Daraus resultiert, dass das Opfer sich schämt und schuldig fühlt. Es hat Angst, dass die anderen ihm die Schuld geben und Vorwürfe machen. Es hat Angst, dass ihm niemand glaubt. Es hat Angst, seiner Mutter / seinen Eltern Sorgen zu bereiten, die Familie zu belasten oder zu zerstören, wenn es redet. Es hat Angst, dem Täter zu schaden, der oft genug auch gut zu dem Kind ist und vielleicht sehr wichtig ist.

Oft machen die Kinder Tests und probieren, etwas zu sagen, wobei sie sehr auf die Reaktion der Umwelt achten. Viele dieser Aussagen sind zu unklar, oft wird ihnen kein Glaube geschenkt. Die Kinder brauchen viel Mut für einen zweiten Versuch.

Warum merkt niemand etwas?

Jeder Täter / jede Täterin unternimmt ganz viel, um einen Eindruck zu hinterlassen, bei dem man ihm / ihr so etwas nicht zutraut. Er pflegt zum Beispiel ein besonders gutes Verhältnis zum Kind oder zeigt deutliches Desinteresse. Er ist vielleicht ein liebevoller Ehemann, fürsorgliche/-r Bruder / Schwester, engagierter Lehrer, sehr aktive Patentante oder guter Seelsorger und Pastor. Wenn ein Kind dann etwas von sexuellen Übergriffen erzählt, wird ihm oft nicht geglaubt.

Wir denken bei sympathischen Menschen, bei Menschen, die wir (gut) kennen, nicht an sexuellen Missbrauch. Das passiert nur im Fernsehen. Es ist ein Schock, wenn es die eigene Familie, den eigenen Freundeskreis betrifft. Es ist so unerwartet, dass es einfach nicht sein kann. Und es tut furchtbar weh zu erkennen, dass man das Kind nicht schützen konnte, dass man sich in dem Täter so sehr getäuscht hat beziehungsweise von ihm so sehr getäuscht und enttäuscht wurde.

Die Beratungsstelle "Neue Wege"

"Neue Wege" berät bei Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellem Missbrauch von Kindern, bei sexueller Gewalt gegen Jugendliche, bei Kindern, die Zeugen häuslicher Gewalt wurden und bei Kindern und Jugendlichen, die selbst sexuell übergriffig waren, missbraucht oder vergewaltigt haben.

Alle Menschen, die den Verdacht haben, ein Kind könnte sexuell missbraucht werden, können sich an die Beratungsstelle wenden. Auch Kinder oder Jugendliche selbst können kommen, allein oder mit Freunden. Neben der Erstberatung bietet Neue Wege je nach Bedarf Krisenbegleitung, Diagnostik oder Therapie (einzeln oder in der Gruppe) sowie immer auch die Begleitung der Eltern und Bezugspersonen. Die Täterarbeit findet in einem anderen Stadtteil statt, so dass Opfer und Täter sich nicht begegnen.

Die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht und beraten auf Wunsch auch anonym.
Neue Wege erstattet keine Anzeige, begleitet aber auf Wunsch zur Polizei und vor das Gericht. Bei akuterKindeswohlgefährdung wird das Jugendamt informiert.