Seit 100 Jahren in Bochum am Zug


Die Anfänge 

Bahnhofsmission historisch - 002 - BM-historisch_Halle

Als die Bahnhofsmission Bochum im Januar 1921 nach dem Beispiel der ersten deutschen Bahnhofsmission in Berlin (Gründungsjahr:1894) ihre Arbeit aufnimmt, setzt sie ein wichtiges Anliegen verschiedener Vertreter der Stadt um, darunter die Polizei, die Eisenbahn, die Parteien, die Justiz sowie die Kirchengemeinden und Fürsorgevereine.

Von Beginn an wird die Hilfestation am Bahnhof gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche getragen. Hilfebedürftige können in den Räumen der Bahnhofsmission warme Getränke und Mahlzeiten einnehmen. Sie erhalten Rat und Auskunft sowie bei Bedarf einen Schlafplatz für die Nacht. Ebenfalls werden vom ersten Tag an Umsteigehilfen angeboten.

"Als besonders notwendig hat sich die im Anfang des Jahres gebildete Bahnhofsmission für unsere Stadt erwiesen." (Bochumer Anzeiger, 1921)

Weimarer Republik und Nazi-Diktatur 

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird der Wirkungsradius der Bahnhofsmissionen immer stärker eingeschränkt. Im Jahr 1939 kommt es zu einem Verbot der Bahnhofsmissionen in ganz Deutschland. Diese werden durch NS-Einrichtungen ersetzt. 

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt die Bahnhofsmission am 23. Juni 1945 wieder ihre Arbeit auf. Caritas und Innere Mission sind rund um die Uhr an den Bahnhöfen Bochum-Nord und Bochum-Langendreer im Einsatz, um Flüchtlinge und Kriegsheimkehrer zu betreuen. 

Mit dem Umzug in den neuen Hauptbahnhof am 31. Juli 1957 erhält die Bahnhofsmission Bochum neue Räume, die den Gästen einen angenehmeren Aufenthalt ermöglichen. Von 1945 bis 1957 verzeichnet die Bahnhofsmission 178.050 Hilfen für Reisende und andere Ratsuchende.

Die Sechziger- und Siebzigerjahre

In den 60er Jahren kommen im Rahmen der EWG-Bestimmungen (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Vorläufer der EU) ausländische Arbeitnehmer in die Bundesrepublik. Für sie und ihre Familien sind die Bahnhofsmissionen erste Anlaufstellen.

Einen ähnlichen Effekt hat die 1968 begonnene Werbung der Bundesbahn zur Förderung der Reisetätigkeit der älteren Generation. Viele Ältere brauchen die Hilfe der Bahnhofsmission. "Ohne Ihre Hilfe könnte ich gar nicht mehr reisen", heißt es im Gästebuch einer Bahnhofsmission. Darüber hinaus suchen mit der einsetzenden Rezession zunehmend  Arbeitslose Hilfe in den Bahnhofsmissionen.

Die Achtzigerjahre bis heute 

Bahnhofsmission historisch - 003 - BM-historisch_Kaffee-80er

In den 80er Jahren werden die Bahnhofsmissionen verstärkt von Aussiedlern und Asylsuchenden mit ihren Sprach- und Orientierungsproblemen frequentiert. Als der Bochumer Hauptbahnhof 1981 modernisiert wird, soll die Bahnhofsmission während der Bauarbeiten pausieren. Zusammen mit der Stadt wird jedoch eine Übergangslösung gefunden, sodass die soziale Arbeit auch während der Renovierung fortgeführt werden kann.

Der in den 2000ern eingeführte Kinderbegleitdienst "Kids on tour" wird auch in Bochum stark nachgefragt, sodass die Bochumer Bahnhofsmission in das Programm einsteigt.

Von 2004 bis Mai 2006 unterzieht die DB das Empfangsgebäude sowie die Zugangsanlagen und Bahnsteige des Bochumer Hauptbahnhofs einer umfassenden Renovierung. Die Arbeiten werden während des laufenden Betriebes durchgeführt. Die Bahnhofsmission erhält neue Räume im Seitenflügel der Hauptbahnhofs, Ecke Universitätsstraße.

Im Zuge des ab 2015 einsetzenden Flüchtlingszustroms erweitert die Bahnhofsmission Bochum ihren Aufgabenbereich und begleitet fortan neu in Bochum eintreffende Flüchtlinge zur Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) am Stadionring.

Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 muss die Bahnhofsmission für kurze Zeit persönliche Hilfestellungen einstellen, nimmt diese aber sofort wieder auf, als ein geeignetes Hygienekonzept vorliegt. Zu diesem Zweck öffnet im Mai 2020 auch eine Zweigstelle in der Propsteikirche St. Peter und Paul, in der die erforderlichen Abstands- und Hygienevorschriften besser umgesetzt werden können als in dem nur wenige Quadratmeter umfassenden Aufenthaltsbereich in den angestammten Räumen der Einrichtung am Bochumer Hauptbahnhof.

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