Warum tragen Männer in der Synagoge eine Kopfbedeckung? Und was ist ein
Gebetschal? Diese und viele andere Fragen beschäftigten jetzt die Kinder der
Caritas-Stadtranderholung bei ihrem Besuch in der Bochumer Synagoge an der
Castoper Straße. „Respekt. Respektiere“. Unter dem gleichnamigen Motto hat der
Caritasverband für Bochum e.V. in der ersten Ferienhälfte eine spannende
Stadtranderholungsmaßnahme für Mädchen und Jungen zwischen 5 und 12
Jahren angeboten. Auch in der zweiten Ferienhälfte wird dieses Thema im
Mittelpunkt stehen.
Was sich alles hinter dem abstrakten Begriff „Respekt“ verbirgt, das haben die
Kinder in den letzten drei Wochen unter Anleitung der Betreuer im Feriencamp
Gysenberg für sich entdecken können. So lud gleich am Anfang ein Workshop dazu
ein, die eigenen Talente und Stärken zu erkennen und damit die erste und wichtigste
Lektion zu lernen: „Achte dich selbst!“. Während einer Wald-Rallye befassten
sich die Mädchen und Jungen mit Aspekten des Umweltschutzes und an einem
Nachmittag ohne Spielzeug konnte jeder ausprobieren, wie man sich auch mit
einfachen Dingen wie Steinen und Stöcken sinnvoll beschäftigen kann.
Weitere Programmpunkte waren eine Zirkus- und Theatergruppe, ein
Hip-Hop-Tanzkurs, gemeinsames Kochen und kreatives Gestalten. „Bei allen
Aktivitäten geht es darum, dass die Kinder Gemeinschaft erleben und lernen,
sich mit anderen Kindern zu arrangieren“, erklärt Abteilungsleiterin Ute Begier
das pädagogische Konzept der Ferienmaßnahmen.
Ein besonderes Erlebnis war nicht zuletzt der Besuch in der Jüdischen Gemeinde
Bochum – Herne - Hattingen. Zusammen mit Gerd Liedtke, Vorsitzender des
Freundeskreis Bochumer Synagoge e.V., begaben sich die jungen Bochumer auf
einen Streifzug durch die jüdische Kultur und erfuhren viel Wissenswertes über
die Synagoge, die im Dezember 2007 eröffnet wurde. Das Staunen war groß, als
die Kinder von Gerd Liedtke erfuhren, dass die Thora-Rollen aus rund 22 Meter
breiten aneinander genähten Ziegenleder-Stücken bestehen. Auch dass die
Sabbat-Gottesdienste fast ausschließlich in hebräischer Sprache abgehalten
werden, beeindruckte die kleinen Besucher. „Warum sind in der Wand 12
Davidsterne?“ und „Warum gibt es hier drin keine Bilder?“ waren daher nur
einige der Fragen, die die Mädchen und Jungen an Gerd Liedtke richteten, der
selbst evangelischer Christ ist.
Die Kinder waren in den letzten drei Wochen jeden Tag von 9.30 bis 16 Uhr in
der Obhut der Caritas-Betreuer. Neben dem pädagogischen Programm gehörten auch
gemeinsame Mahlzeiten sowie ein Hol- und Bringdienst zum Service der
Ferienmaßnahme. Vor allem berufstätige Eltern sind froh über das ganztägige
Angebot. Aber auch Kinder, deren Eltern sich keinen gemeinsamen Familienurlaub
leisten können, freuen sich über die Abwechslung. Ferienerholungsmaßnahmen
haben im Bochumer Caritasverband eine lange Tradition: Bereits kurz nach Ende
des Zweiten Weltkriegs organisierte der Verband Erholungsplätze für Kinder auf
dem Land. Heute nehmen im Jahr 250 Kinder an den Caritas-Ferienerholungen teil,
für die auch die verbandseigenen Erholungshäuser auf der niederländischen
Nordsee-Insel Terschelling offen stehen.