Als die
Caritas-Tagesklinik im Jahr 1981 als Pilotprojekt der Deutschen
Rentenversicherung eröffnet wurde, war es gängiges Verfahren, Alkoholkranke über
mehrere Monate in einer stationären Therapieeinrichtung unterzubringen. Dass es
auch anders geht, beweisen die rund 1.000 Männer und Frauen, die in den
vergangenen 30 Jahren in der Tagesklinik einen Weg aus der Sucht gefunden haben.
„Wir haben damals
erkannt, dass Alkoholsucht eine psychosoziale Störung ist, die das gesamte
familiäre und soziale System betrifft“, berichtet die Leiterin Elisabeth
Brintrup von den Anfängen des wohnortnahen Behandlungskonzepts. In der
Tagesklinik, die seit 2001 In der Schuttenbeck in Bochum Langendreer stationiert
ist, werden die 11 Patienten nur tagsüber betreut. Den Abend und das Wochenende
verbringen die Männer und Frauen zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld. „So können
sie das, was sie in der Therapie lernen, unmittelbar in ihrem Alltag erproben
und umsetzen“, erklärt Sozialtherapeut Thomas Kluge. Soweit möglich, wird auch
die Familie in die Behandlung mit einbezogen.
Voraussetzung für
die Teilnahme an der so genannten „Ganztägig Ambulanten Rehabilitation“ ist,
dass die Betroffenen nach der körperlichen Entgiftung in der Lage sind, ohne
Daueraufsicht abstinent zu bleiben. Aber auch wenn es während der Maßnahme zu
einem Rückfall kommt, bedeutet das nicht automatisch das Ende der Therapie.
Thomas Kluge: „Für unsere Patienten geht dann oft die Welt unter. Sie haben das
Gefühl, alles sei umsonst gewesen. Wir betrachten das eher als einen Prozess,
der neue Erkenntnisse und Erfahrungen mit sich bringt.“
Ziel der
Rehabilitation, die von der Rentenversicherung finanziert wird, ist es, die
Patienten zu einem Leben ohne Alkohol zu befähigen und Rückfällen vorzubeugen.
„Nach der 12-wöchigen Behandlung ist der Prozess nicht ganz abgeschlossen. Wir
können unsere Patienten aber auf den richtigen Weg bringen. Zusätzlich empfehlen
wir, die ambulante Nachsorge zu nutzen und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen
aufzunehmen“, sagt Elisabeth Brintrup. Vor 30 Jahren stand noch mehr Zeit zur
Verfügung: „Die Reha dauerte mindestens 14 Wochen, die Therapie ging mehr in die
Tiefe. Heute arbeiten wir vor allem ganz konkret am Alltag der Patienten.“
Ein Hauptaugenmerk der Rehabilitation liegt auf der
Wiedereingliederung in den Beruf. Zum Behandlungsprogramm gehören daher nicht
nur Einzelgespräche, Gruppentherapie, Gesundheitserziehung, kreatives Gestalten,
Sport und Entspannungstechniken, sondern auch Bewerbungstraining und
Gespräche mit dem Arbeitgeber. Diese werden bei Bedarf von den Mitarbeitern der
Tagesklinik begleitet. „Ein fester Arbeitsplatz ist ein wichtiger
stabilisierender Faktor“, meint Elisabeth Brintrup. Umso gravierender ist es,
dass immer mehr Betroffene arbeitslos sind. So bezogen 2010 55 Prozent der
Patienten Arbeitslosengeld. Anfang der Achtziger waren es nur 28 Prozent.
Ein weiteres Problem, das in den letzten Jahren stark zugenommen
hat, ist die soziale Isolation vieler Betroffener. Wenn sich jahrelang alles nur
noch um das Suchtmittel dreht, gehen Beziehungen in die Brüche. „Die Einsamkeit
ist groß. Zu unseren Aufgaben gehört es deshalb auch, unseren Patienten dabei zu
helfen, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und Netzwerke aufzubauen“,
stellt Thomas Kluge fest. So verwundert es nicht, dass die meisten Ehemaligen
auf die Frage, woran sie sich besonders gerne erinnern, antworten: „Wir
vermissen die familiäre Atmosphäre und das gemeinsame
Frühstück.“
Tagesklinik im Caritas-Suchthilfezentrum, In der
Schuttenbeck 9, Bochum-Langendreer. Telefon: 0234. 430531, E-Mail:
tagesklinik@caritas-bochum.de