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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Tagsüber in der Therapie, abends zu Hause

Tagesklinik-Jub-200.jpg Als die Caritas-Tagesklinik im Jahr 1981 als Pilotprojekt der Deutschen Rentenversicherung eröffnet wurde, war es gängiges Verfahren, Alkoholkranke über mehrere Monate in einer stationären Therapieeinrichtung unterzubringen. Dass es auch anders geht, beweisen die rund 1.000 Männer und Frauen, die in den vergangenen 30 Jahren in der Tagesklinik einen Weg aus der Sucht gefunden haben.

„Wir haben damals erkannt, dass Alkoholsucht eine psychosoziale Störung ist, die das gesamte familiäre und soziale System betrifft“, berichtet die Leiterin Elisabeth Brintrup von den Anfängen des wohnortnahen Behandlungskonzepts. In der Tagesklinik, die seit 2001 In der Schuttenbeck in Bochum Langendreer stationiert ist, werden die 11 Patienten nur tagsüber betreut. Den Abend und das Wochenende verbringen die Männer und Frauen zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld. „So können sie das, was sie in der Therapie lernen, unmittelbar in ihrem Alltag erproben und umsetzen“, erklärt Sozialtherapeut Thomas Kluge. Soweit möglich, wird auch die Familie in die Behandlung mit einbezogen.

Voraussetzung für die Teilnahme an der so genannten „Ganztägig Ambulanten Rehabilitation“ ist, dass die Betroffenen nach der körperlichen Entgiftung in der Lage sind, ohne Daueraufsicht abstinent zu bleiben. Aber auch wenn es während der Maßnahme zu einem Rückfall kommt, bedeutet das nicht automatisch das Ende der Therapie. Thomas Kluge: „Für unsere Patienten geht dann oft die Welt unter. Sie haben das Gefühl, alles sei umsonst gewesen. Wir betrachten das eher als einen Prozess, der neue Erkenntnisse und Erfahrungen mit sich bringt.“

Ziel der Rehabilitation, die von der Rentenversicherung finanziert wird, ist es, die Patienten zu einem Leben ohne Alkohol zu befähigen und Rückfällen vorzubeugen. „Nach der 12-wöchigen Behandlung ist der Prozess nicht ganz abgeschlossen. Wir können unsere Patienten aber auf den richtigen Weg bringen. Zusätzlich empfehlen wir, die ambulante Nachsorge zu nutzen und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen“, sagt Elisabeth Brintrup. Vor 30 Jahren stand noch mehr Zeit zur Verfügung: „Die Reha dauerte mindestens 14 Wochen, die Therapie ging mehr in die Tiefe. Heute arbeiten wir vor allem ganz konkret am Alltag der Patienten.“

Ein Hauptaugenmerk der Rehabilitation liegt auf der Wiedereingliederung in den Beruf. Zum Behandlungsprogramm gehören daher nicht nur Einzelgespräche, Gruppentherapie, Gesundheitserziehung, kreatives Gestalten, Sport und Entspannungstechniken, sondern  auch Bewerbungstraining und Gespräche mit dem Arbeitgeber. Diese werden bei Bedarf von den Mitarbeitern der Tagesklinik begleitet. „Ein fester Arbeitsplatz ist ein wichtiger stabilisierender Faktor“, meint Elisabeth Brintrup. Umso gravierender ist es, dass immer mehr Betroffene arbeitslos sind. So bezogen 2010 55 Prozent der Patienten Arbeitslosengeld. Anfang der Achtziger waren es nur 28 Prozent.

Ein weiteres Problem, das in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist die soziale Isolation vieler Betroffener. Wenn sich jahrelang alles nur noch um das Suchtmittel dreht, gehen Beziehungen in die Brüche. „Die Einsamkeit ist groß. Zu unseren Aufgaben gehört es deshalb auch, unseren Patienten dabei zu helfen, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und Netzwerke aufzubauen“, stellt Thomas Kluge fest. So verwundert es nicht, dass die meisten Ehemaligen auf die Frage, woran sie sich besonders gerne erinnern, antworten: „Wir vermissen die familiäre Atmosphäre und das gemeinsame Frühstück.“

Tagesklinik im Caritas-Suchthilfezentrum, In der Schuttenbeck 9, Bochum-Langendreer. Telefon: 0234. 430531, E-Mail: tagesklinik@caritas-bochum.de

 

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
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