Bunte Blumen an den Wänden, Jongleure und vor allem viel ausgelassenes Kinderlachen – dies verbindet man nicht unbedingt mit einer Haftanstalt. Und doch war dies die Szenerie, die sich am vergangenen Freitag für zwei Stunden in der Sporthalle der Justizvollzugsanstalt Bochum bot. Der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Bochum e.V. hatte gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Seelsorge einen bunten Familiennachmittag für die 24 Inhaftierten und deren Familien aus den Familienseminaren, dem Paargesprächskreis und der Vater-Kind-Gruppe organisiert – zum dritten Mal und wieder mit großem Anklang.
„Dank der Unterstützung der Anstaltsleitung der JVA Bochum sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir den Inhaftierten und ihren Familien diesen Nachmittag in einer freundlichen und entspannten Atmosphäre ermöglichen“, betont der erste Vorsitzende des SKM Bochum und katholische Seelsorger der JVA Bochum, Hans-Gerd Holtkamp. Nach der Begrüßung beschäftigten sich die inhaftierten Väter vor allem mit ihren Kindern, spielten und tobten mit ihnen. Eigens engagierte Jongleure zeigten Kunststücke und beteiligten die Kinder, aber auch die Eltern an diversen Geschicklichkeitsspielen und machten damit den Nachmittag zu einem unvergesslichen Erlebnis. „Wir sind froh, dass der SKM sich um uns kümmert und uns hilft“, freute sich daher auch ein Inhaftierter mit seiner Familie.
Schon seit Jahren bietet der SKM in der JVA Bochum familienunterstützende Maßnahmen in der Freien Straffälligenhilfe an. Hier stehen vor allem die Lebenspartnerinnen und Kinder im Mittelpunkt, die nach der Inhaftierung des Partners und des Vaters plötzlich auf sich alleine gestellt sind. „Sie benötigen eine kontinuierliche Betreuung – von Beginn der Strafverfolgung bis zur Reintegration“, so SKM-Geschäftsführer Wolfgang Frewer. Neben Familien- und Erziehungsproblemen sowie finanziellen Schwierigkeiten stellen sich gerade bei den Kindern weitreichende seelische Probleme ein. Sie entbehren ihren Vater im täglichen Leben und als Identifikationsfigur, reden aus Angst vor möglichen Folgen nicht über ihre Sorgen, bekommen Schwierigkeiten in der Schule, verlieren so ihre Kindheit.
Auf die Bedürfnisse und Belange der Kinder und Lebenspartnerinnen einzugehen, ist Ziel der vom SKM Bochum betreuten Familienseminare, des Paargesprächskreises und der Vater-Kind-Gruppe. Die Teilnahme an den SKM-Angeboten ist an verschiedene Bedingungen geknüpft. Zunächst wenden sich die Väter an den SKM. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird ihre Eignung von der JVA überprüft. Erst dann werden sie für die Gruppen zugelassen. „Letztlich kommen die Hilfen natürlich auch den inhaftierten Vätern zugute“, erklärt Birgitta Brämer, Mitarbeiterin der SKM-Straffälligenhilfe. „Denn eine intakte Familie unterstützt die Resozialisierung nach der Haft.“ Die Resonanz ist sehr gut, die Wartelisten lang.
In diesem Jahr wird die Familien- und Angehörigenarbeit des SKM mit Fördermitteln des Landesjugendamtes unterstützt. Allerdings ist der SKM weiterhin auf Spenden angewiesen. Diese können auf das Konto des SKM bei der Sparkasse Bochum, BLZ 430 500 01, Kto.-Nr. 1331040 überwiesen werden.