„Wir haben unsere Beratungs- und Hilfeangebote im letzten Jahr ausbauen können. Angesichts der nachhaltigen kirchlichen Strukturveränderungen und der deutlichen Reduzierung der Kirchensteuerzuweisungen für die Caritas stehen wir jedoch vor großen inhaltlichen und finanziellen Herausforderungen. Insbesondere die kleinräumig und ehrenamtlich geleistete Caritas-Arbeit in den Gemeinden muss erhalten bleiben!“ Dieses Resümee zog Caritasdirektor Ulrich Kemner am vergangenen Mittwoch auf der Vertreterversammlung des Bochumer Wohlfahrtsverbandes.
Die Versammlung, zu der die Delegierten im Bildungszentrum der Caritas Bochum an der Ostermannstraße zusammen gekommen waren, wurde erstmalig durch Gerhard Gördes geleitet, der im Juni dieses Jahres das Amt des langjährigen Vorsitzenden Dr. Hans-Georg Franke übernommen hat. Als weiteres neues Vorstandsmitglied wurde den Delegierten Barbara Flegel, Vorsitzende des CKD-Stadtverbands, vorgestellt. Barbara Flegel hat im Mai die Nachfolge von Felicitas Erlenbruch angetreten, die dem Vorstand seit 1998 angehörte.
Als Gastreferentin war die Bochumer Sozialdezernentin Sophie Graebsch-Wagner geladen, die in ihrem Vortrag über die aktuellen sozialen Herausforderungen in Bochum berichtete: „Die Sozialdaten unserer Stadt sind insgesamt durchschnittlich. Dennoch besteht in den Bereichen Kinder und Jugendliche, Migranten und Senioren Handlungsbedarf.“ Die Sozialdezernentin verwies auf neue präventive Ansätze in der Jugendhilfe. So hat die Stadt Bochum ein Soziales Frühwarnsystem eingeführt, zu dem neben einem Begrüßungsdienst für Familien mit Neugeborenen ab Januar nächsten Jahres auch eine zentrale Notrufnummer gehören wird.
Im Hinblick auf den Strukturumbau des Bistums Essen mit dem Rückbau von Kindergärten und Pfarreien appellierte Sophie Graebsch-Wagner an Kirche und Caritas, weiterhin Verantwortung für Kinder und Jugendliche zu übernehmen und sich nicht aus den Stadtteilen zurück zu ziehen: „Das Subsidiaritätsprinzip ist eine wichtige Grundlage unseres Sozialstaates.“
Caritasdirektor Ulrich Kemner bestätigte in seinem Beitrag dieses gesellschaftliche Ordnungsprinzip des partnerschaftlichen Miteinanders von freien Trägern und Kommunen für die ortsnahe Gestaltung des sozialen Netzes. Er verwies dabei auf den Arbeitsschwerpunkt der Bochum Caritas im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Die bundesweite Caritas-Kampagne „Mach dich stark für starke Kinder“ war dann auch ein Schwerpunkt der Vertreterversammlung, an der ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter aus der Caritas-Arbeit der Bochumer Gemeinden und Verbände teilnahmen. Kemner konnte mitteilen, dass die Caritas Bochum seit dem Sommer Träger der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) ist. Fortan werden EFL, Erziehungsberatung und Kinderhilfeambulanz im neuen Caritas-Beratungszentrum für Erziehung, Familie und Partnerschaft an der Ostermannstraße ein umfassendes Angebot für Kinder, Jugendliche, Eltern, Familien und Paare vorhalten. Im Januar 2008 kommt außerdem noch die Telefonseelsorge für den Bereich Bochum/Witten/Herne/Hattingen und Wanne-Eickel hinzu.
Weitere wichtige Ereignisse des vergangenen Jahres waren u.a. die Einweihung des Teilneubaus des Caritas-Seniorenzentrums St. Franziskus, das 15-jährige Jubiläum der Kinderschutzambulanz Neue Wege, die Zertifizierung des Caritas-Kindergartens und Familienzentrums St. Viktoria mit dem Gütesiegel der NRW-Landesregierung und die Auszeichnung des Hospiz St. Hildegard mit dem CDU-Bürgerpreis.
Mit Verweis auf die im nächsten Jahr anstehende Bildung von Groß-Pfarreien mit mehreren Gemeinden betonte Ulrich Kemner die Notwendigkeit, die ehrenamtliche Caritas-Verantwortung vor Ort beizubehalten. Über eine Vernetzung mit dem Verband unter dem Stichwort „Das Pfarrbüro als Kontaktstelle Caritas“ wolle man mit den Pfarrern der Großpfarreien ins Gespräch kommen. „Zum kirchlich-pastoralen Vollzug der zukünftigen Gemeinden gehört unverzichtbar der ehrenamtlich getragene Caritas-Dienst“, unterstützte Stadtdechant Hermann-Josef Bittern diese Perspektive und forderte die Caritas-Kreise zur Weiterführung ihrer Arbeit in den Gemeinden auf. Auch er ermutigte die Ehrenamtlichen, in Zukunft enger zusammen zu arbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und die Unterstützung des Caritas-Verbandes in Anspruch zu nehmen. Die jährlich stattfindende Vertreter-und Delegiertenversammlung der Caritas Bochum könne dabei als zentrales Ideen- und Kommunikationsforum dienen.
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Ulrich Kemner
Caritasdirektor
Telefon: 0234 / 9 64 22-65