Sollte ich zum Arzt gehen,
wenn meine Mutter merkwürdige Fragen stellt oder fremde Menschen beauftragt,
Brot einzukaufen? Wie erkläre ich ihr, dass sie sich untersuchen lassen soll?
Gibt es Möglichkeiten, durch gezieltes Training eine Demenz aufzuhalten bzw.
vorzubeugen? Sollte man falsche Verhaltensweisen und Antworten korrigieren?
Diese und noch viele andere Fragen beschäftigten die rund 80 Teilnehmer, die zu
einem Vortragsabend zum Thema "Wertschätzender Umgang mit Menschen mit
Demenz" in das Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth von Thüringen gekommen
waren.
Als Referentin war Angelika Missberger, Expertin und Dozentin für „Integrative
Validation“ (IVA), geladen. Ihr gelang es mühelos, mit fachlicher Kompetenz,
aber auch mit persönlichen, lebensnahen und humorvollen Beiträgen die Zuhörer
zu berühren und anzusprechen. Darunter viele betroffene Angehörige, die von ihren
ganz persönlichen Erfahrungen berichteten und Fragen stellten. Allerdings war schnell
klar, dass es keine allgemeingültigen Antworten gibt. Vielmehr sind die Verhaltensweisen
der Betroffenen sehr individuell, weshalb der Umgang mit Demenzerkrankten viel
Fingerspitzengefühl, Fantasie und Einfühlungsvermögen erfordert. Manchmal ist
es sogar empfehlenswert, eine Situation bewusst zu umschiffen, um sich selbst
zu schützen.
Angelika Missberger erklärte die Unterschiede der häufigsten Demenzformen und
betonte, dass eine Demenzerkrankung nicht verhindert werden könne, allenfalls
verzögert. Maßnahmen zur Vorbeugung wie zum Beispiel Sport, vor allem Tanzen
und Gedächtnistraining in jeglicher Form, würden sich jedoch positiv auf das
Krankheitsbild auswirken. In den Gesprächen wurde außerdem deutlich, wie
belastend diese Erkrankung für das gesamte familiäre Umfeld ist.
Entlastungsangebote wie Besuchsdienste, Tagespflege und Kurzzeitpflege sind
daher dringend erforderlich. In bestimmten Fällen kann auch eine Übersiedlung
in eine stationäre Einrichtung sinnvoll und notwendig sein. Die Angehörigen, so
die Fachfrau, müssten lernen, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Vor allem aber waren sich alle in einem Punkt einig: Der wertschätzende und
respektvolle Umgang mit demenzkranken Menschen ist Grundvoraussetzung für ein
gutes Miteinander.