"Ich kann mir
unser Haus ohne dich überhaupt nicht vorstellen". Mit diesen Worten sprach
Hans-Jürgen Rempe, Leiter des Altenwohn- und Pflegeheims St. Elisabeth von
Thüringen, allen anderen aus dem Herzen, die am vergangenen Donnerstag in der
Caritas-Einrichtung in Wattenscheid zusammengekommen waren, um sich von der
langjährigen Pflegedienstleiterin Karin Lipps zu verabschieden.
Mit der 59-Jährigen, die am 31. Dezember 2012 nach 27 Dienstjahren in den
wohlverdienten Ruhestand geht, verliert das Seniorenheim an der Berliner Straße
eine Mitarbeiterin, die die Geschicke des Hauses seit der Eröffnung im Oktober
1986 maßgeblich mitgeprägt hat. "Sie haben, trotz aller ökonomischen
Zwänge, die heutzutage mit dem Betrieb eines Pflegeheims einhergehen, immer die
Bedürfnisse der Bewohner, der Mitarbeiter und Angehörigen in den Mittelpunkt
Ihrer Arbeit gestellt und der Einrichtung damit ein unverwechselbar
menschliches Gesicht gegeben", betonte Stadtdechant Dietmar Schmidt in der
Dankmesse, die zu Beginn in der Hauskapelle stattfand, das hohe persönliche
Engagement der gebürtigen Essenerin. Er fügte hinzu: "Solange es
Persönlichkeiten wie Sie gibt, die christliche Nächstenliebe so überzeugend
vorleben, brauchen wir uns um unsere Kirche keine Sorgen machen."
Wäre es jedoch nach dem Willen ihrer Eltern gegangen, hätte Karin Lipps eine
völlig andere Berufsrichtung eingeschlagen und eine Ausbildung beim Finanzamt
gemacht. Stattdessen entschied sie sich für den Pflegebereich und arbeitete bis
Anfang der 80er Jahre als OP-Schwester, bevor sie im Oktober 1981
stellvertretende Leiterin der Caritas-Sozialstation in Wattenscheid wurde. Als
im Jahr 1986 das Altenwohn- und Pflegeheim St. Elisabeth von Thüringen gebaut
wurde, übernahm sie die Stelle der Pflegedienstleitung und entwickelte zusammen
mit Verwaltungsleiter Hans-Jürgen Rempe die Konzeption des Hauses.
Seitdem hat sich der
Pflegebereich, nicht zuletzt durch die Einführung der Pflegeversicherung und
der damit einhergehenden Bürokratisierung, komplett verändert. "Du hast
dich den Herausforderungen immer gestellt und den Wandel verantwortlich
mitgestaltet", würdigte Franz-Albert Bömkes stellvertretend für die
Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Altenhilfe im
Bistum Essen (AGEA) die Verdienste von Karin Lipps. Dabei sei es ihr vor allem
immer um die Rechte pflegebedürftiger Menschen gegangen, für die sie sich mit
hoher Fachlichkeit und Authentizität eingesetzt habe. "Ich habe Sie als
eine Frau mit Standing kennen gelernt und erfahren. Ihre Ruhe und Präsenz in
der Begegnung haben beeindruckt", blickte Caritasdirektor Ulrich Kemner
auf die Zusammenarbeit mit der erfahrenen Leitungskraft zurück.
Ihrem Eintritt in den Ruhestand sieht die begeisterte Fußball-Anhängerin
gelassen entgegen. "Langeweile ist mir völlig fremd. Ich freue mich,
endlich einmal alles in Ruhe anzugehen." Vor allem aber weiß sie ihr
Lebenswerk in guten Händen, denn mit Anna Halbach übergibt sie die Leitung an
eine bewährte Kraft, die bereits früher als Wohnbereichsleiterin im Haus tätig
war und in den vergangenen Monaten von Karin Lipps auf die neue Aufgabe
vorbereitet wurde.
Am Ende der Veranstaltung wartete auf die 59-Jährige und ihre Gäste noch eine
besondere Überraschung: Waltraud Ehlert alias Esther Münch gab Karin Lipps in
ihrer unnachahmlichen Ruhrpott-Art noch einige Tipps für den bevorstehenden
Ruhestand und mischte die Gäste mit einer modernen Rap-Version des Volkslieds
"Hänschen klein" auf. Dann wurde es noch einmal ganz leise, als die
Kabarettistin mit Hildegard Knefs berühmtem Lied "Rote Rosen" für die
scheidende Pflegedienstleiterin regnen ließ.