Einen
solchen Andrang erlebt das Katholische Stadthaus in der Bochumer Innenstadt
selten: Vergangene Woche hatte der Caritasverband für Bochum und Wattenscheid
an zwei Tagen Hartz-IV-Empfänger und Familien mit geringem Einkommen dazu
eingeladen, sich im Rahmen der Aktion „Freude schenken“ ein Weihnachtspaket
abzuholen. Trotz winterlicher Temperaturen fanden sich schon früh morgens viele
Frauen und Männer in der Huestraße ein, um eines der liebevoll verpackten
Geschenke in Empfang zu nehmen. Insgesamt wurden rund 700 Pakete ausgegeben.
„Die Resonanz auf unsere Aktion war überwältigend. In den letzten Wochen
haben wir rund 800 Päckchen aus der Bochumer Bevölkerung überreicht bekommen.
Auch einige Kindergärten haben fleißig gesammelt“, freut sich Monika Mehring,
Diplom-Sozialpädagogin und zuständige Projektkoordinatorin bei der Bochumer
Caritas. Die Pakete waren liebevoll in buntes Papier eingeschlagen und mit
Schleifen verziert. Manche Spender hatten sogar ein paar persönliche Worte beigefügt.
Auch Cornelia K. hat zusammen mit ihrer kleinen Tochter ein Päckchen gefüllt:
„Zu Weihnachten möchten wir anderen Menschen, die nicht so viel Glück im Leben
haben, etwas Gutes tun.“ Andere Spender denken ähnlich. „Ich finde es wichtig,
direkt vor Ort zu helfen. Es macht mich betroffen, wie viele Familien am
Existenzminimum leben“, findet Norbert S.
Der gemeinsame Einsatz hat sich gelohnt. „Die Aktion erfordert eine recht
aufwendige Logistik. Aber wenn wir sehen, wie sehr sich die Menschen über die Weihnachtspakete
freuen, dann ist der ganze Stress schnell vergessen“, meint Monika Mehring, die
die zweitägige Paketausgabe im „Kirchenfoyer“ zusammen mit 21 Ehrenamtlichen
betreut hat. Viele Familien, die ein Geschenkpäckchen in Empfang nahmen, werden
schon seit längerem von der Allgemeinen Sozialberatung oder von anderen Fachdiensten
der Caritas betreut.
Daneben gibt es Abholer, die über Freunde oder die Presse von der Aktion
erfahren haben und zum ersten Mal davon Gebrauch machen. Zu ihnen gehört Silke
M. Die 41-Jährige hat sich vor kurzem von ihrem Mann getrennt und versucht
derzeit, sich mit ihren beiden Kindern ein neues Leben aufzubauen. Da sie als
Bürogehilfin nur wenig verdient und ihr Mann keinen Unterhalt zahlt, ist sie
froh, bei der Caritas etwas für das Weihnachtsfest zu erhalten. „Es hat mich
ganz schön Überwindung gekostet, hierhin zu kommen. Aber ohne die
Caritas-Aktion wäre Weihnachten in diesem Jahr recht traurig ausgefallen.“
Die Pakete, die jetzt noch übrig sind, werden an Bochumer und Wattenscheider
Caritas-Einrichtungen weitergegeben, deren Klienten oder Bewohner niemanden
haben, der ihnen etwas zu Weihnachten schenkt. Auch in der Zentrale der Caritas
in der Huestraße werden in dieser Woche immer noch Pakete ausgegeben. „Im
vergangenen Jahr hatten wir noch bis kurz vor Heiligabend Hochbetrieb. Vor
allem Wohnungslosen freuen sich dann über ein kleines Geschenk oder etwas
Süßes“, weiß Monika Mehring aus Erfahrung.