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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Mit offenem Ohr und hörendem Herzen

TS-080411-023-200.jpg Wer in Bochum, Wattenscheid, Herne, Wanne-Eickel, Hattingen oder Witten die kostenlosen Rufnummern 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 wählt, findet seit über 32 Jahren bei der Telefonseelsorge Bochum ein offenes Ohr für seine Sorgen und Nöte. Damit das auch in Zukunft so bleibt, haben die katholische und evangelische Kirche Bochum Ende letzter Woche einen gemeinsamen Vertrag unterschrieben, der die Arbeit der Telefonseelsorge inhaltlich und finanziell absichern soll.

„Damit geben wir dieser wichtigen ökumenischen Arbeit, die sich seit Jahren entwickelt und bewährt hat, auch rechtlich einen Rahmen“, erklärt Superintendent Peter Scheffler. Dass in Bochum und den Nachbarstädten ein hoher Gesprächsbedarf besteht, zeigen die Zahlen aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht: Im vergangen Jahr nahm die Telefonseelsorge Bochum rund 16.000 Anrufe entgegen. Das sind im Schnitt 25 Gespräche am Tag, die zwischen zwei und 45 Minuten dauern. Die Themen sind vielfältig: „Oft geht es um Beziehungsprobleme, die die Familie oder die Partnerschaft betreffen. Aber auch die Vereinsamung gewinnt zunehmend an Bedeutung“, berichtet Mechthild Klünemann-Haering, Leiterin der Einrichtung. „Viele Menschen haben niemanden, mit dem sie reden können. Das gilt nicht nur für Krisensituationen, sondern auch für scheinbar Banales. Die Alltagsbewältigung wird immer schwieriger.“

Bei der Telefonseelsorge können sich die Ratsuchende anonym, aber dennoch vertrauensvoll mit einem qualifizierten und verschwiegenen Gesprächspartner unterhalten. Und das 24 Stunden am Tag, also auch zu Uhrzeiten, an denen sonst niemand zu erreichen ist. „Genau das ist doch die Aufgabe von Kirche: Anderen Menschen ein offenes Ohr und ein hörendes Herz schenken“, unterstreicht Stadtdechant Dietmar Schmidt die Bedeutung dieser besonderen Seelsorgeform.

Die Gespräche werden von derzeit 60 Ehrenamtlichen geführt, die sich ein Jahr lang auf diese Arbeit vorbereitet haben. Für die Koordination der Dienste sowie die Ausbildung und Begleitung der Ehrenamtlichen sind vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Beschäftigungsumfang von 2,75 Stellen verantwortlich. „Der jährliche Etat beträgt rund 260.000 Euro“, erörtert Caritasdirektor Ulrich Kemner. „Davon entfallen 160.000 Euro auf die Personalkosten, die schon immer von den beiden Kirchen getragen wurden. Neu ist, dass auch die Sach- und Betriebskosten in Höhe von derzeit 100.000 Euro geteilt werden.“ Der Caritasverband für Bochum und Wattenscheid übernimmt die juristische Trägerschaft, ein Kuratorium mit Vertretern beider Konfessionen wird außerdem  die inhaltlich-konzeptionelle Weiterentwicklung begleiten.

„Damit sind wir gut für die Zukunft gerüstet“, freut sich Mechthild Klünemann-Haering. Letztendlich ist der Vertragsabschluss auch eine Anerkennung für das Engagement der Ehrenamtlichen, die zum Teil schon seit Jahren den Dienst am Telefon übernehmen, gerade auch nachts oder an Feiertagen. „Unsere ehrenamtliche Arbeit ist schon sehr anspruchsvoll. Aber ich nehme auch viel für mich selbst mit“, erzählt Reiner S.*, der die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge als Sprecher vertritt. Der 54-Jährige fügt hinzu: „Ich hatte beruflich immer mit Menschen zu tun, aber das hier geht tiefer. Ich lerne Welten und Schicksale kennen, mit denen ich sonst nicht in Berührung gekommen wäre.“

Mindestens einmal täglich spielt das Thema Selbstmord eine Rolle. Damit die Betroffenen und ihre Angehörigen über den Notruf am Telefon hinaus die Möglichkeit haben, ein persönliches Gespräch zu führen, hat die Bochumer Telefonseelsorge daher 1996 die Beratungsstelle PRISMA gegründet, die von Pfarrer Werner Posner betreut wird. Im letzten Jahr haben hier 140 Gespräche stattgefunden. „Unser Ziel ist es, die Zahl der 40 bis 50 Selbstmorde, die jedes Jahr in Bochum begangen werden, zu senken“, sagt der evangelische Theologe.

*Name von der Redaktion geändert.

Info:
Im Mai startet ein neuer Ausbildungskurs für Ehrenamtliche, für den noch Plätze frei sind. Interessierte können unter Telefon 0234 / 5 85 11 oder per E-Mail: bochum@telefonseelsorge.de Kontakt mit der Telefonseelsorge aufnehmen.


Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
e-Mail: annette.borgstedt@caritas-bochum.de
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