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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Missbrauch - auch bei geistig Behinderten ein Thema

neuewege-5-200.jpg Kinder, die missbraucht, misshandelt oder vernachlässigt werden, haben in Bochum einen starken Partner an ihrer Seite: Seit nunmehr 20 Jahren bietet die ärztliche und psychosoziale Beratungsstelle „Neue Wege“ den jungen Gewaltopfern und ihren Familien ihre professionelle Hilfe an. Zum Jubiläum veranstaltete die Caritas-Einrichtung vergangene Woche im Hörsaalzentrum des St. Josef-Hospitals eine Fachtagung zum Thema „Sexueller Missbrauch an und durch geistig behinderte Kinder und Jugendliche“.

Rund 120 Teilnehmer tauschten sich über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxiserfahrungen aus. „Wir haben uns bewusst für dieses Thema entschieden“, erklärt Monika Bormann, Leiterin von „Neue Wege“. „In unserer Beratungsstelle haben wir immer wieder Anfragen von Ratsuchenden mit einer Intelligenzminderung. Aufgrund ihrer begrenzten Widerstandsmöglichkeiten werden geistig behinderte Kinder leichter Opfer sexueller Gewalt.“ Fakt ist aber auch, dass Kinder mit Intelligenzminderung selbst sexuell übergriffig und gewalttätig sein können.

neuewege-2-200.jpg Dennoch ist diese Problematik bislang wenig erforscht und wurde lange Zeit tabuisiert. „Wir wissen viel über sexuellen Missbrauch, genauso gibt es Fachleute für die Arbeit mit geistig behinderten Menschen. Unser Anliegen ist es, beide Seiten zusammenbringen“, sagt Monika Bormann. Als Referenten für den Fachtag konnten mit Dr. Jürgen Knapheide vom LWL-Zentrum für forensische Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn und Monika Egli-Alge, Leiterin des Forensischen Instituts Ostschweiz, zwei namhafte Experten für die therapeutische Arbeit mit intelligenzgeminderten Tätern gewonnen werden. Den Blick auf die Situation geistig behinderter Opfer von sexuellem Missbrauch lenkte Elke den Brave, Mitarbeiterin der Bochumer Beratungsstelle „Wildwasser“, während die theaterpädagogische werkstatt aus Osnabrück ihre Präventionsarbeit für Kinder mit besonderem Förderbedarf vorstellte. Den Abschluss bildete eine Publikumsdiskussion, an der u. a. auch Gabriele Beckmann vom Düsseldorfer Gesundheitsministerium teilnahm.

In allen Beiträgen wurde deutlich, dass Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung sowohl als Opfer als auch als Täter eine spezifische Begleitung und Behandlung benötigen. „Wir müssen bei unserem Hilfeangebot die eingeschränkte kognitive, soziale und emotionale Entwicklung dieses Personenkreises berücksichtigen“, betont Werner Meyer-Deters, der in der Abteilung Ambulante Rückfallvorbeugung von „Neue Wege“ minderbegabte jugendliche Täter betreut. „Diese Kinder und Jugendlichen haben eine andere Wahrnehmung und ein eigenes Tempo, herkömmliche Therapien sind dafür nicht geeignet.“

Da intelligenzgeminderte Menschen in Bezug auf sexuelle Gewalt nur über ein geringes Wissen verfügen und kaum ein Bewusstsein für Grenzen besteht, ist es nach Ansicht der Fachleute außerdem dringend erforderlich, die Mitarbeiter stationärer Einrichtungen zu schulen und die Eltern in diesen Prozess mit einzubeziehen.

Weitere Jubiläumsveranstaltungen von „Neue Wege“

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
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