Einen Tag vor der Bundestagswahl zeigte die Bochumer
Caritas am Samstag Flagge auf dem Dr. Ruer-Platz und rief zu einem
respektvollen Umgang mit Menschen am Rand unserer Gesellschaft auf. Was mancher
Passant zunächst für eine Wahlkampfveranstaltung hielt, war ein Aktions- und Informationstag
des katholischen Wohlfahrtsverbands zum Caritas-Jahresthema „Soziale Manieren
für eine bessere Gesellschaft“.
„Wir wollen
verhindern, dass die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen der bürgerlichen
Mitte und denen, die am Rand leben, weiter wächst. Deshalb setzen wir uns ein
für eine Gesellschaft mit sozialem Gesicht, die den Schwachen mit Respekt
gegenübertritt“, erklärte Caritasdirektor Ulrich Kemner in seinem Grußwort die
Idee hinter der Veranstaltung. Die Resonanz bei den Besuchern der Bochumer
Innenstadt war groß. Wer wollte, konnte sich im Gespräch mit den Caritas-Mitarbeitern
über das Beratungs- und Hilfeangebot für Menschen in Not informieren: Von der
Wohnungslosenhilfe und der Arbeitstherapeutischen Werkstatt über die ambulante
und stationäre Suchthilfe bis hin zum Frauenhaus, der Schuldnerberatung, der
Bahnhofsmission, der Straffälligenhilfe und den so genannten
„existenzunterstützenden Angeboten“, zu denen u.a. die Weihnachtspaket-Aktion,
die Allgemeine Sozialberatung und das „Depot Schulmaterialien“ gehören, war das
gesamte Spektrum sozialer Arbeit an den Ständen vertreten.
Aber auch das Vergnügen kam an diesem sonnigen Spätsommertag nicht zu kurz: Für
die kleinen Besucher gab es eine Hüpfburg und Kinderschminken, während die
Erwachsenen bei Drehorgelmusik und einer leckeren Bratwurst auf ihre Kosten
kamen. Im benachbarten Katholischen Stadthaus luden die Ehrenamtlichen der
Bochumer Caritas-Konferenzen außerdem ins „Café Caritas“, wo sich Jung und Alt
bei einem Stück selbstgebackenen Kuchen von den Strapazen des samstäglichen
Einkaufsbummels erholen konnten.
Ein besonderer Hingucker waren die weißen Papiertüten mit dem roten Aufdruck
„Respekt“, die die Caritas-Mitarbeiter an die Passanten in der Bochumer
Fußgängerzone verteilten. „Damit kann jeder ein Zeichen setzen und deutlich
machen, was er davon hält, dass arme, kranke und obdachlose Menschen an den
Rand gedrängt werden“, so Friedrich Schenk, Leiter des Christophorus-Hauses und
einer der Organisatoren des Aktions- und Informationstages. Annette Borgstedt,
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, ergänzte: „Sicherlich können Respekt und
soziale Manieren nicht die konkrete Hilfe für sozial Benachteiligte ersetzen.
Aber Respekt kann ein Anfang sein, Menschen am Rand bewusster wahrzunehmen und
ihnen offen zu begegnen.“
Damit die Caritas und andere Wohlfahrtsverbände auch zukünftig die bestehende
soziale Hilfestruktur und Vernetzung vorhalten können, verwies Caritasdirektor
Ulrich Kemner mit Blick auf die knappen Haushaltskassen noch einmal ausdrücklich
auf die „Bochumer Erklärung“ der lokalen Wohlfahrtsverbände: „Nicht spekulative
Finanzpapiere schaffen Nachhaltigkeit, sondern die gegenseitige Wertschätzung
in einer Gesellschaft, Respekt und Solidarität gegenüber allen Mitgliedern.“