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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Kinderschutz steht an allererster Stelle

bormann-300.jpg Die Gründung dieser Facheinrichtung war vor 25 Jahren wegweisend: Als der Bochumer Caritasverband im September 1991 in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Bochum und der Kinderklinik im St. Josef-Hospital die Beratungsstelle "Neue Wege" eröffnete, gab es noch keine professionellen Hilfeangebote für Kinder, die Opfer von sexuellem Missbrauch waren. Am Mittwoch würdigten bei einem Festakt im Caritas-Fortbildungszentrum an der Ostermannstraße u. a. Sozialdezernentin Britta Anger, Professor Dr. Thomas Lücke, Direktor der Bochumer Kinderklinik, und Stadtdechant Michael Kemper die Verdienste der Einrichtung, die mittlerweile weit über die Bochumer Stadtgrenzen hinaus als kompetenter Partner für Kinder in Not bekannt ist.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich viel getan. War sexueller Missbrauch Anfang der 90er Jahre noch ein Tabuthema, existiert dafür heute ein breites öffentliches Bewusstsein. Caritasdirektor Ulrich Kemner brachte diesen Wandel in seiner Ansprache auf den Punkt: "Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Jungen findet täglich, real und überall statt. Sexueller Missbrauch gehört nach wie vor zum Grundrisiko einer Kindheit in Deutschland."

Die Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik sind erdrückend: Pro Jahr werden in Deutschland 130 Kinder getötet. 3.900 sind von körperlicher Gewalt betroffen.  Die Dunkelziffer umfasst ein Vielfaches. Schätzungsweise eine Million Kinder sind Opfer sexuellen Missbrauchs. Zugleich haben in den letzten 25 Jahren 5.000 Kinder und Jugendliche in der Beratungsstelle "Neue Wege" Hilfe gefunden. Von der akuten Krisenintervention über Diagnostik und Therapie, Beratung und Unterstützung der Eltern bis hin zu Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit – für das multiprofessionelle Team aus Psychologen, Sozialarbeitern und Heilpädagogen steht der Schutz von Kindern an allererster Stelle.

Aus diesem Grund wurde die Opferarbeit im Jahr 1998 um ein Therapie-Angebot für jugendliche Täter erweitert. Anlass war der vielfach geäußerte Wunsch der Betroffenen, die Täter einer geeigneten Behandlung zuzuführen. Hinzu kam die Erkenntnis, dass viele junge Missbraucher in der Vergangenheit selbst Opfer von Gewalt waren. Mit diesem doppelgleisigen Konzept leistete "Neue Wege" damals vielbeachtete Pionierarbeit. Seit Ende 2008 werden außerdem Kinder und Jugendliche betreut, die Zeugen häuslicher Gewalt sind.

" 'Neue Wege' war den anderen oft voraus und hat die heutigen Standards im Umgang mit sexuellem Missbrauch entscheidend mitgeprägt", benannte Matthias Nitsch vom Vorstand der DGfPI in seinem Grußwort die Bedeutung der Bochumer Einrichtung. Trotzdem gibt es nach wie vor Hürden, die verhindern, dass Kindern geholfen wird. Das machte Carmen Kerger-Ladleif, langjährige Mitarbeiterin der Hamburger Fachberatungsstelle "Dunkelziffer" und Buchautorin, in ihrem Festvortrag deutlich: "Obwohl wir inzwischen alle wissen, dass es Missbrauch gibt, sind die meisten Menschen erst einmal völlig überfordert und würden den Verdacht am liebsten weit von sich wegschieben." Damit würden aber letztendlich nur die Täter unterstützt. Was Kinder wirklich bräuchten, seien Erwachsene, die ihnen zuhören und sie ernst nehmen. Sich selbst Hilfe zu holen, sei deshalb der erste wichtige Schritt. Dieser liegt auch Monika Bormann, Leiterin von "Neue Wege" sehr am Herzen: "Wir laden jeden ein, der einen Verdacht hat, zu uns zu kommen und gemeinsam mit uns zu überlegen, was zu tun ist. Es ist allemal besser, festzustellen, dass man falsch liegt, als im Ernstfall wegzusehen."

Foto: Monika Bormann, Leiterin von "Neue Wege"

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
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