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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

(K)ein Grund zum Feiern

Vor 15 Jahren, genauer gesagt am 1. September 1991, nahm die Ärztliche und psychosoziale Beratungsstelle gegen Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellen Missbrauch an Kindern NEUE WEGE ihre Arbeit in den Räumen der Bochumer Universitätskinderklinik auf. Beim heutigen Festakt im Hörsaal des St. Josef-Hospitals würdigten u. a. Bürgermeisterin Gabriele Schäfer, die Bochumer Landgerichtspräsidentin Marie-Luise Graf-Schlicker, Caritasdirektor Ulrich Kemner und Prof. Dr. Christian Rieger, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, die Verdienste der Caritas-Einrichtung, die weit über die Bochumer Stadtgrenzen hinaus als kompetenter Partner für Kinder in Not bekannt ist.

Der Name „Neue Wege“ ist Programm: Als die Erziehungsberatungsstellen Anfang der 90er Jahre aufgrund steigender Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und Gewalt gegen Kinder an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, schloss die Kinderschutzambulanz NEUE WEGE als Modellprojekt die Versorgungslücke und schuf ein neuartiges Beratungs- und Behandlungsangebot.

In enger Zusammenarbeit mit der Universitätskinderklinik und der städtischen Jugendhilfe kümmerte sich fortan ein multiprofessionelles Team aus Psychologen, Sozialarbeitern und Heilpädagogen um die kindlichen Opfer. So gehörten von Beginn an Krisenintervention, Diagnostik und Therapie, Sicherung des Kindesschutzes, Beratung und Unterstützung der nicht missbrauchenden Elternteile sowie Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zum umfangreichen Angebot der Einrichtung.

Hilfe, die ankommt: Seit der Gründung der Kinderschutzambulanz sind die Fallzahlen kontinuierlich gestiegen. Verbuchte die Beratungsstelle bereits 1992 mehr als 185 Anmeldungen, so stieg diese Zahl in den Folgejahren auf über 300 Anfragen. Der wachsende Zuspruch veranlasste NEUE WEGE die Beratungsräume zu erweitern, weshalb die Einrichtung 1995 von der Kinderklinik in ein Nachbarhaus in der Alexandrinenstraße umsiedelte.

Mit dem Projekt „Ambulante Rückfallvorbeugung für minderjährige Missbraucher“ wurde vier Jahre später, in getrennten Räumen, die Opferarbeit um ein Therapie-Angebot für Täter ergänzt. Anlass für das Projekt war der vielfach geäußerte Wunsch der Opfer und ihrer Familien, die Täter einer geeigneten Therapie zuzuführen. Hinzu kam die Erkenntnis, dass viele junge Täter in der Vergangenheit selbst Opfer von Gewalt waren, und es in Bochum und Umgebung bis zu diesem Zeitpunkt kaum Hilfen für diesen Personenkreis gab. Steigende Fallzahlen und die Übernahme des Projektes in die Regelfinanzierung durch Landesmittel belegen, dass NEUE WEGE auch in diesem Bereich wichtige Pionierarbeit geleistet hat.

In den letzten Jahren konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Kinderschutzambulanz verstärkt auf die Gefahren, die durch neue Medien entstehen. Ob Pornografie im Internet, riskante Bekanntschaften über Chatrooms oder Gewalthandlungen, die über das Handy aufgenommen und verbreitet werden – veränderte Kommunikationsformen erfordern neue Präventions- und Hilfetechniken, die NEUE WEGE in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Jugendhilfe zu etablieren versucht. Seit Dezember 2005 betreut die Beratungsstelle außerdem das Projekt „Hilfe für ZeugInnen häuslicher Gewalt“, über das bis Juni 2006 17 betroffene Familien und 29 Kinder fachlich begleitet wurden.

15 Jahre NEUE WEGE – ein Grund zum Feiern? Ständig wachsende Anmeldezahlen und neue Problemlagen stimmen nachdenklich, doch macht die Entwicklung deutlich, dass Gewalt gegen Kinder durch das Engagement der Kinderschutzambulanz nicht mehr im Verborgenen bleibt. Es wird immer selbstverständlicher, Hilfe in Anspruch zu nehmen, und NEUE WEGE scheint dafür der richtige Ort zu sein.

Annette Schade
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
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