Mit der Zustimmung der
Bochumer Vertreterversammlung ist die für 2010 angestrebte Zusammenführung der
Caritasverbände Bochum und Wattenscheid einen entscheidenden Schritt näher
gerückt. Der neue Verband wird den Namen „Caritasverband für Bochum und Wattenscheid
e.V.“ tragen.
An der Versammlung, die im Fortbildungszentrum der Bochumer Caritas stattfand,
nahmen rund 50 Delegierte aus den Kirchengemeinden und den caritativen Fach-
sowie Mitgliedsverbänden teil.
Den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung
bildete die Frage nach der Zukunft des Ehrenamts. Für Caritasdirektor Ulrich
Kemner ist ehrenamtliches Engagement ein Ausdruck der Bürgergesellschaft und
ein unverzichtbarer Vollzug des christlichen Glaubens: „Ich verstehe Ehrenamt
sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft als ein verantwortliches
Eingreifen und Mitgestalten von Subjekten.“ Ehrenamtliches Engagement dürfe nicht
verstanden werden als Ausfallbürge bzw. Ersatz für den Sozialstaat, sondern
eher als Gegenüber und als Korrektiv. Gerade in der aktuellen Krise der
öffentlichen Haushalte müsse der Sozialstaat weiterhin gefordert werden, das
Notwendige zu tun.
Ehrenamt sei Wert bildend für die Gesellschaft, denn
damit würden nachhaltig Werte wie Zuwendung und Solidarität sowie
Aufmerksamkeit anstelle von Gleichgültigkeit gelebt, auf die eine Gesellschaft
und ihr Zusammenhalt so dringend angewiesen seien. Ehrenamt in der Caritas
eröffne Chancen für ein neues Miteinander der Generationen – altersübergreifend
und zukunftsorientiert. In diesem Zusammenhang verwies Kemner auch auf die für
das Jahr 2010 geplante bundesweite Caritas-Kampagne „Experten fürs Leben“, die
sich für eine selbst bestimmte Teilhabe im Alter und Solidarität zwischen den
Generationen einsetzt.
Dass man auch heute noch neue Ehrenamtliche gewinnen
und diese für soziale Arbeit begeistern kann, davon zeigten sich Thomas
Quinting und Annette Borgstedt vom Fachdienst Gemeindecaritas in ihrem
Impulsvortrag überzeugt. Beide berichteten über ihre Erfahrungen mit
Freiwilligen, die zwar weniger Interesse an einer klassischen
Vereinsmitgliedschaft zeigten, aber dennoch bereit seien, sich für andere
Menschen und eine solidarische Gesellschaft einzusetzen. Dabei sei jedoch
entscheidend, dass die ehrenamtliche Tätigkeit zur Person und ihren
individuellen Vorstellungen und Erwartungen passt. „Die Freiwilligen von heute
sind selbstbewusst, sie wollen ihre persönlichen Kompetenzen einbringen und
mitbestimmen, wie etwas gemacht wird“, machte Quinting deutlich.
Weitere Tagesordnungspunkte waren ein Rückblick auf
die verbandlichen Entwicklungen im letzten Jahr sowie der Bericht zur
wirtschaftlichen Situation der Caritas Bochum. Diese ist durch einen hohen
Kostendruck bei gleichzeitigem Rückgang öffentlicher wie kirchlicher
Finanzmittel als weiterhin sehr angespannt zu bezeichnen.
Gerhard Gördes, Vorsitzender des Caritasverbandes,
wünschte sich deshalb eine Erweiterung des bürgerschaftlichen Engagements in
der Caritas auch durch finanzielle Spenden und Stiftungen: „Wir sind zunehmend
von dieser Unterstützung durch die Gesellschaft angewiesen.“