URL: www.caritas-bochum.de/aktuelles/presse/im-dialog-mit-den-menschen-f21fff3e-e085-4eef-af51-1e0158bf7d88
Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Im Dialog mit den Menschen

EFL-Beratungsschild-350.jpg "Mit Ihrem Beratungsangebot leisten Sie eine wichtige gesellschaftspolitische Arbeit. Dafür danke ich Ihnen im Namen unserer Stadt ganz herzlich." Diese anerkennenden Worte der Bochumer Bürgermeisterin Gaby Schäfer galten am vergangenen Freitag den Mitarbeiterinnen der Katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL). Die Einrichtung, die seit 2007 im Caritas-Beratungszentrum an der Ostermannstr. 32 in Bochum-Wiemelhausen beheimatet ist, feierte am Nachmittag ihr 50-jähriges Bestehen.

Dem Festakt vorangestellt war eine Heilige Messe mit Prälat Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernats Pastoral im Essener Generalvikariat, in der Kapelle des Beratungszentrums. In seiner Predigt nahm er Bezug auf die aktuelle Papst-Schrift "Amoris Laetitia", mit der die Leistung der EFL in den vergangenen fünf Jahrzehnten angemessen gewürdigt werde. Denn darin fordere der Papst exakt das, was die EFL seit jeher leiste: die individuelle seelsorgliche Begleitung von Paaren und Familien. Diese sei insbesondere in Krisen- und Konfliktsituationen wichtig und notwendig.

Dass dieses Angebot heute stärker nachgefragt wird als je zuvor, machte Caritasdirektor Ulrich Kemner in seinem Grußwort beim anschließenden Empfang im benachbarten Hospiz St. Hildegard deutlich: "In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Beratungsgespräche um 24 Prozent erhöht, die Anzahl der Ratsuchenden sogar um fast 80 Prozent. Die Konflikte in Partnerschaft und Familie haben zugenommen, die Anerkennung eines an Werte gebundenen, ja kirchlichen Trägers mit seinen Hilfeangeboten ebenso." Zugleich betonte Kemner, dass das niederschwellige, offene und kostenlose Beratungsangebot nur deshalb möglich sei, da nicht unwesentliche Zuweisungen aus den Kirchensteuermitteln erfolgen würden.

Geld, das nach Überzeugung von Manuela Sieg, Leiterin des evangelischen Beratungszentrums der Diakonie in Bochum, gut investiert ist: "Mit der Ehe-, Familien und Lebensberatung stehen die beiden christlichen Kirchen im direkten Dialog mit den Menschen. Die Nachfrage wird bestimmt nicht geringer." Auch deshalb – darin waren sich alle Redner einig –, weil die Ratsuchenden es zu schätzen wüssten, dass sich konfessionellen Beratungsstellen für das Gelingen von Partnerschaft stark machen. Jürgen Holtkamp, Leiter der Abteilung Beratung, Erziehung und Familie beim Caritasverband für das Bistum Essen, brachte dieses besondere Merkmal auf den Punkt: "Wir glauben an Beziehungen."

Von der EFL werden aber nicht nur Paare begleitet, sondern auch Menschen, die alleine nicht mehr weiter wissen und professionelle Hilfe und Begleitung brauchen. Diese machen sogar den Großteil der Gespräche aus. So waren im vergangenen Jahr 65 Prozent der Fälle Einzelberatungen, bei 35 Prozent handelte es sich um Paarberatungen. Stadtdechant Michael Kemper verwies in diesem Zusammenhang auf die seelsorgliche Dimension der Gespräche: "Wir können auf einen Gott vertrauen, der gerade den Menschen nahesteht, die sich auf der Suche befinden."

Eben diese Schnittstelle zwischen Seelsorge und Psychotherapie sei sowohl die Stärke als auch das Handicap der EFL, so die Diagnose von Dr. Markus Wonka, Leiter der EFL-Hauptstelle im Bistum Münster, der in seinem Festvortrag "Ehe-, Familien- und Lebensberatung – beraterische Restkategorie und Kleinod?" die besondere Stellung der EFL innerhalb der Beratungslandschaft in den Blick nahm. Die EFL sei keine spezialisierte Fachberatung, sondern ein offenes Gesprächsangebot, das dem Menschen in der pluralen Welt der Moderne Orientierung bieten würde. "Die Freiheit, die wir heute in unserer Lebensgestaltung haben, ist für viele auch eine Überforderung. Sie benötigen aber nicht gleich eine Therapie, sondern suchen Beratung." Die Inanpruchnahme einer solchen Beratung in grundlegenden Lebensfragen sei daher auch als Prävention ernsthafter Erkrankungen zu verstehen. "Leider wird die EFL jedoch von den öffentlichen Kostenträgern oft als beraterische Restkategorie gesehen, für die  höchstens eine Förderung als freiwillige Leistung vorgesehen ist."
Dennoch hat sich die Ehe-, Familien- und Lebensberatung in den letzten 50 Jahren ihren festen Platz in Bochum und Wattenscheid erobert. In 2015 haben die drei hauptamtlichen Beraterinnen Elisabeth Scheffler, Mechthild Steden und Susanne Pohl zusammen mit den Honorarkräften in den Nebenstellen in Wattenscheid, Hattingen und Schwelm über 1.500 Gespräche geführt. Themen waren u. a. Mobbing am Arbeitsplatz, Burn-out, schwere körperliche oder psychische Erkrankungen. Aber auch Trennung und Scheidung, Sexualität und Konflikte in der Partnerschaft sowie Probleme von Alleinerziehenden spielten ebenfalls eine große Rolle.

 

Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
E-Mail: annette.borgstedt@caritas-bochum.de
www.caritas-bochum.de