URL: www.caritas-bochum.de/aktuelles/presse/ich-moechte-dass-jemand-meine-hand-haelt-9ca172f6-e1d4-40ff-acaf-805756860a75
Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

"Ich möchte, dass jemand meine Hand hält"

Hospiz-Jub-300.jpg "Menschen müssen an ihrem Lebensende selbst entscheiden können, wo und wie sie ihre letzten Tage und Wochen verbringen. Daher bin ich froh und dankbar, dass sich die Hospiz-Kultur in den letzten zwei Jahrzehnten so etabliert hat. Das ist auch Ihr Verdienst hier im Hospiz St. Hildegard." Mit diesen Worten würdigte Staatssekretär Karl-Josef-Laumann vom Bundesministerium für Gesundheit gestern Abend das 20-jährige Bestehen der Einrichtung an der Königsallee, in der sterbende Menschen betreut und begleitet werden. Zu dem Festakt war überraschend auch Bundestagspräsident Norbert Lammert erschienen. Weitere Gäste waren Bürgermeisterin Erika Stahl, Sozialdezernentin Britta Anger und der Essener Weihbischof Franz Vorrath.

Vorangegangen war der Feierstunde ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Petrikirche in Bochum-Wiemelhausen. Diese Form  wurde bewusst gewählt: "Das Haus war von Beginn an ökumenisch ausgerichtet. Der Caritasverband ist Träger des stationären Bereichs, die ambulante Hospizarbeit wird vom evangelischen Kirchenkreis verantwortet, die ihren Stützpunkt hier im Hospiz hat", erklärt Caritasdirektor Ulrich Kemner, der zugleich auch Geschäftsführer der Hospiz-Trägergesellschaft ist.

Wie sehr der Gedanke, Menschen an ihrem Lebensende zur Seite zu stehen und ihnen ein Sterben in Würde zu ermöglichen, christlich geprägt ist, verdeutlichte Weihbischof Franz Vorrath in seiner Predigt: "Aus Sorge um den Menschen setzen sich Christen dafür ein, dass das Leben eines jeden Menschen – gerade auch in der Nähe des Todes – bis zuletzt geschützt wird." Als das Hospiz St. Hildegard am 28. Oktober 1995 den ersten Gast aufnahm, gab es in Deutschland gerade einmal 22 Einrichtungen dieser Art. "Sie haben damals Pionierarbeit geleistet", erinnerte der Vorsitzende des Hospiz- und PalliativVerbands NRW, Pfarrer Hans Overkämping, in seiner Ansprache an die damaligen Anfänge.

Getragen und unterstützt wurde die Bewegung von zahlreichen Initiativen, Organisationen und Privatleuten. "Ohne den Einsatz und die Überzeugungskraft der Menschen in unserer Stadt, von denen uns viele bis heute begleiten und tragen, gäbe es dieses Haus so nicht", dankte Caritasdirektor Ulrich Kemner den Bochumer Bürgerinnen und Bürgern. Dies gelte nicht nur für die Finanzierung der Arbeit – der Gesetzgeber schreibt vor, dass Hospize 10 Prozent des Pflegesatzes durch Spenden tragen müssen, sondern auch für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die das besondere Klima des Hauses mitprägen. Für Staatssekretär Karl-Josef Laumann ist dieses breite bürgerschaftliche Engagement das Besondere der Hospiz-Bewegung: "Sie haben eine Struktur der Menschlichkeit geschaffen und deshalb wünsche ich Ihnen und uns allen, dass wir weiterhin Menschen finden, die sich um Kranke und Sterbende kümmern."

Trotz aller Erfolge, auf die das Hospiz St. Hildegard nach zwanzig Jahren zusammen mit den mittlerweile insgesamt 214 stationären und rund 1.500 ambulanten Einrichtungen blicken kann, gibt es auch heute noch – darin waren sich alle Redner einig, Herausforderungen und Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. So finden sich in Deutschland immer noch Regionen, in denen die palliative Versorgung nicht sichergestellt ist. Ferner sollten zukünftig auch Bewohner stationärer Pflegeeinrichtungen auf ähnlich hohem Niveau palliativmedizinisch und -pflegerisch versorgt werden wie in den Hospizen. Karl-Josef Laumann verwies in diesem Zusammenhang auf das neue Hospiz- und Palliativgesetz, über das aktuell im Bundestag beraten wird.

Pfarrer Hans Overkämping zeigte sich zuversichtlich, dass die Hospizbewegung für die Zukunft gut gerüstet ist: "Wir waren schon immer eine Trotzbewegung und sollten weiterhin hellwach bleiben, um da, wo es nötig ist, den Finger in die Wunde zu legen." In diese Richtung denkt auch Caritasdirektor Kemner: „Die Hospizbewegung hat in Deutschland viel erreicht: Sie wollte und will Fragen von Sterben und Tod ins Leben integrieren, die Situation Sterbender und ihrer Angehörigen verbessern und dabei eine umfassende menschliche Sterbebegleitung mit Hilfe von Palliativmedizin und Palliativpflege zur Geltung bringen."


Foto: Frank Napierala

 

Weitere Fotos

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
E-Mail: annette.borgstedt@caritas-bochum.de
www.caritas-bochum.de