Vom 15. bis zum 28.4.2013 setzen sich die NRW-Wohlfahrtsverbände
mit der landesweiten Kampagne "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!" für
bessere Bedingungen in der häuslichen Krankenpflege ein. Am Mittwoch, 24. April
2013, findet dazu in der Essener Innenstadt eine Demonstrationsmarsch mit
Autokorso statt, an der sich auch die Pflegedienste der Caritas Bochum und
Wattenscheid beteiligen. Donnerstagmittag geht es dann in Bochum mit einer
Protestaktion vor dem Bochumer Rathaus weiter.
Die ambulanten Pflegedienste stehen unter einem enormen
Druck, weil ihre Leistungen unzureichend finanziert sind. Während die Kosten in
den Pflegediensten durch höhere Löhne und Sachkosten in den vergangenen Jahren
erheblich gestiegen sind, haben die Krankenkassen die Vergütungssätze für die
Leistungen nur minimal erhöht: Von 2002 bis 2012 stiegen die Kosten der Dienste
um rund 20 Prozent, die Vergütungen der Kassen jedoch gerade mal um rund 7
Prozent Die Lücke von immerhin 13 Prozent haben die Dienste versucht, durch
Rationalisierungen aufzufangen. Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften,
engere Tourenplanung und damit weniger Zeit für die zu pflegenden Menschen sind
zwangsläufig die Folge. Caritasdirektor Ulrich Kemner hält diese Entwicklung
für untragbar: „Die Ausschöpfung von vermeintlichen Reserven hat längst Grenzen
erreicht. Die Unterfinanzierung der Dienste geht zulasten der Menschen und
bedroht die Qualität der Pflege.“
Nicht selten müssen in einer vierstündigen Pflegedienst-Tour
16 und mehr Menschen versorgt werden, vor zehn Jahren waren es noch zwei bis
drei Menschen weniger. Für das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und die Gabe
von Medikamenten hat eine Pflegekraft beispielsweise nur etwa zehn Minuten
Zeit. Dabei sind die Anfahrt sowie die umfassenden Schreibarbeiten und die
Organisation des Pflegeeinsatzes inbegriffen. Der Pflegedienst kann für diese
Leistung 9,12 Euro mit der Krankenkasse abrechnen.
„Wir fordern von den Krankenkassen, dass sie die Vergütungen
deutlich anheben. Die seit Jahren in den Vergütungsverhandlungen seitens der
Kassen praktizierte Blockade- und Verschleppungstaktik muss endlich ein Ende
haben“, fordert Kemner. „Für eine häusliche Pflege, die sich der Menschenwürde
und hohen Qualitätsstandards verpflichtet fühlt, brauchen die Pflegedienste
mehr Geld. Denn Geld bedeutet hier Zeit – und die zählt für die Menschen.“