Seit
1999 ist der 25. November von den Vereinten Nationen als „Internationaler Tag
gegen Gewalt an Frauen“ anerkannt. Weltweit ist dieses Datum zum Symbol
geworden, sich gegen jegliches Unrecht an Frauen zur Wehr zu setzen. In diesem
Zusammenhang weist das Bochumer Frauenhaus darauf hin, dass auch in unserer
Stadt Frauen missbraucht und unterdrückt werden.
„Seit
Anfang des Jahres haben 99 Frauen mit 96 Kindern bei uns Schutz gesucht“,
berichtet Ulrike Langer, Leiterin der Bochumer Einrichtung, die sich in
Trägerschaft der Caritas befindet. Die Fallzahlen sind seit Jahren unverändert
hoch, und das nicht nur in Bochum, sondern bundesweit.
Eine
2004 erschienene repräsentative Studie der Bundesregierung zum Thema „Gewalt
gegen Frauen in Deutschland“ zeigt, dass jede vierte Frau in ihrem Leben einmal
oder mehrmals Formen von körperlicher oder sexueller Gewalt durch aktuelle oder
frühere Beziehungspartner erlebt und damit zum Opfer von häuslicher Gewalt
wird.
Für die Betroffenen
haben die Gewalterlebnisse gravierende Folgen. „Neben den körperlichen
Verletzungen leiden die Frauen vor allem unter dem Verlust ihres Selbstwertgefühls“,
weiß Ulrike Langer aus dem Beratungsalltag zu berichten. Oft kommt es dadurch
zu Angst- und Schlafstörungen, aber auch Depressionen oder sogar
Selbstmordgedanken können auftreten. Darüber hinaus wirkt sich häusliche Gewalt
auf die soziale und wirtschaftliche Situation der Frauen aus. Die Betroffenen
ziehen sich zurück oder werden gezielt von ihrem Partner isoliert. Wenn sie ins
Frauenhaus fliehen, lassen sie
die Wohnung und oft
auch das gemeinsame Eigentum zurück.
Einen Neuanfang zu wagen, ist nicht immer leicht: Zweifel, die richtige
Entscheidung getroffen zu haben, die Angst, den Alltag fortan alleine
bewältigen zu müssen, vorwurfsvolle Reaktionen der Umwelt, Unsicherheit den
eigenen Rechten gegenüber und die Sorge, diese nicht durchsetzen zu können,
stellen eine enorme Belastung für die betroffenen Frauen dar. Auf diesem
schweren Weg werden sie von den Mitarbeiterinnen des Bochumer Frauenhauses unterstützt
und begleitet.
„Leider ist die Finanzierung unserer Arbeit nach wie vor nicht gesichert“,
bedauert Ulrike Langer. Die neue rot-grüne Landesregierung hat zwar im
Koalitionsvertrag angekündigt, die von der CDU abgeschaffte vierte
Personalstelle wieder einzuführen. Außerdem ist geplant, künftig jeder von
Gewalt betroffenen Frau und jedem ihrer Kinder kostenlose Zuflucht in einem
Frauenhaus zu garantieren, jedoch lässt die Umsetzung dieses Vorhabens
weiterhin auf sich warten. Ulrike Langer wünscht sich daher für die Zukunft: „Wir
würden gerne unsere ganze Kraft für die Unterstützung unserer Bewohnerinnen
einsetzen, anstatt immer wieder prüfen zu müssen, ob mit der Aufnahme einer
Frau auch unsere Finanzierung gesichert ist.“