„Aus dir wird später
ein Malermeister“, bewundert Anna Pellner das Können von Abineach, der gerade
ein Kunststoff-Ei in den Farbeimer taucht. Der Fünfjährige zeigt der Seniorin
stolz das Marmormuster, das er mit gekonntem Schwung auf das weiße Plastik gezaubert
hat. An diesem Vormittag arbeiten im St. Marienstift Jung und Alt konzentriert
an der Osterdekoration.
„Uns ist es wichtig, etwas
anzubieten, das unsere Bewohner und die Kinder gemeinsam erleben können“,
berichtet Marlies Dahlmann. Die Altentherapeutin betreut seit Herbst 2009 den
monatlichen Besuch des Caritas-Kindergartens und Familienzentrums St. Viktoria
im katholischen Seniorenheim an der Humboldtstraße. Auch sonst pflegen die
beiden Einrichtungen eine gute Nachbarschaft. Der Kindergarten, der ein paar
Straßen weiter an der Nibelungenstraße liegt, nutzt regelmäßig die Räume des
St. Marienstifts, um Informationsveranstaltungen oder Elterntreffen abzuhalten.
Im Gegenzug freuen sich die Senioren, wenn die Kinder bei den Festen im Haus zu
Besuch sind und mit kleinen musikalischen Darbietungen zum Programm beitragen.
Ein besonderer Höhepunkt ist
aber immer der gemeinsame Vormittag, bei dem die Vorschulkinder von St.
Viktoria zusammen mit den Senioren spielen oder basteln. Maria Diemel freut
sich schon Tage vorher auf den Besuch: „Ich habe selbst keine Kinder. Wenn die
Mädchen und Jungen zu uns kommen, ist das eine schöne Abwechslung.“ Inzwischen
kennen sich die Bewohner und die Kinder. Die anfängliche Scheu ist längst
verflogen. So ist es für Cagla eine Selbstverständlichkeit, der alten Dame
neben sich beim Auftragen der Farben zu helfen. Am Nachbartisch bindet eine
andere Seniorin dem kleinen Yeremy seinen Malkittel zu. Alles geht Hand in
Hand.
„Für unsere Kinder ist es
eine wichtige Erfahrung, auf ältere Menschen zuzugehen und Rücksicht zu
nehmen“, verdeutlicht Erzieherin Ingrid Krötz die pädagogische Zielsetzung der
Besuche im Seniorenheim. Auch Marlies Dahlmann ist davon überzeugt, dass beide
Seiten von dem regelmäßigen Austausch profitieren: „Die Kinder bringen so viel
Schwung und gute Laune mit. Davon lassen sich unsere Bewohner gerne anstecken.“