Eine
Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen – das ist
auch heute noch eher eine Seltenheit. In vielen Städten sucht man vergeblich
nach einem solchen Treffpunkt. So war es auch in Bochum, bevor im Mai 2000 die „KuB
– Kontakt- und Begegnungsstätte für chronisch abhängige Menschen“ der Caritas in
Bochum-Langendreer ihre Arbeit aufnahm. Zum 10-jährigen Bestehen lud die
Einrichtung am vergangenen Freitag zu einer Jubiläumsfeier, an der auch Sozialdezernentin
Britta Anger, Bürgermeisterin Astrid Platzmann-Scholten und Dr. Jörg Kalthoff,
Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Bochum, teilnahmen.
„Wir
mussten damals Pionierarbeit leisten, als wir in Zusammenarbeit mit der Stadt
diesen neuen Weg der Suchtkrankenhilfe beschritten haben“, berichtet Sonja
Wloch, die die KuB zusammen mit ihrer Kollegin Ingrid Wolf Ende der 90er Jahre
aufgebaut hat. „Wir konnten auf keinerlei Vorerfahrungen zurückgreifen.
Stattdessen mussten wir erst einmal Kontakte aufbauen.“ Zu Beginn gab es für diese
Arbeit noch nicht einmal einen festen Ort, bis die benachbarte Kirchengemeinde
St. Marien dem Caritasverband ein Wohnhaus an der Lünsender Straße zur
Verfügung stellte. Die Anwohner waren zunächst skeptisch, doch sind diese
Bedenken inzwischen einer guten Nachbarschaft gewichen. Die Sorge, die alkoholkranken
Männer und Frauen könnten für Unruhe sorgen, hat sich nicht bestätigt.
Ganz
im Gegenteil: Einige Besucher der KuB haben es in den vergangenen Jahren
geschafft, ihre Sucht zu besiegen. Ein Teil von ihnen sogar ohne Therapie. Für
Dr. Jörg Kalthoff ist der Ansatz, langjährig alkoholkranken Menschen eine
niedrigschwellige Anlaufstelle zu bieten, die sie ohne die sonst übliche
Abstinenzvoraussetzung aufsuchen können, daher ein Erfolgsmodell. Das bestätigte
auch eine Studie des Bundesgesundheitsministeriums, die das Bochumer Projekt
drei Jahre lang begleitete. „In der Vergangenheit wurden chronisch Suchtkranke
oft ausgegrenzt. Die Angebote richteten sich traditionell nur an diejenigen, die
eigentlich schon auf einem guten Weg und zu einer Therapie bereit waren. Das
ist in der Kontaktstelle anders“, so Kalthoff. „Hier erleben langjährig alkoholabhängige
Menschen, die aufgrund ihrer Sucht isoliert leben, Gemeinschaft und finden
Unterstützung durch Gleichgesinnte.“ Die Besucher lernen, ihre Zeit ohne
Alkohol sinnvoll zu gestalten, zum Beispiel im Gespräch, beim gemeinsamen Frühstück
oder beim Spielenachmittag.
„Vieles reguliert sich dabei von selbst“, erklärt Ingrid Wolf. So hat sie in
den vergangenen Jahren oft beobachtet, dass Menschen, die zu Beginn
alkoholisiert in die Einrichtung kamen, sich den anderen Besuchern anpassen und
das Trinken reduzieren. Wer dann noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann
sich jederzeit bei den beiden Sozialarbeiterinnen nach qualifizierten Therapie-
und Hilfeangeboten erkundigen oder Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst
aufnehmen, der zusammen mit dem Fachdienst „Ambulant Betreutes Wohnen“
ebenfalls in der Lünsender Straße stationiert ist.
Für einen Großteil der rund 100 Männer und Frauen, die übers Jahr verteilt regelmäßig
in die Einrichtung kommen, ist die KuB zu einem zweiten Zuhause geworden. Deshalb
werden neben den offiziellen Öffnungszeiten schon seit Längerem auch am
Mittwochnachmittag, am Samstag und an Feiertagen offene Treffen angeboten, die
von den Ehrenamtlichen Gerd Stecher und Peter Kaiser betreut werden. Beide
waren selbst langjährig alkoholabhängig und haben es durch die KuB geschafft,
dauerhaft abstinent zu leben. „Wir können gut nachvollziehen, was die Menschen,
die hier hinkommen, durchmachen. Die Wochenenden und Feiertage sind das
Schlimmste. Darum treffen wir uns hier und feiern zum Beispiel gemeinsam
Weihnachten“, erzählt der 69-jährige Gerd Stecher.