URL: www.caritas-bochum.de/aktuelles/presse/gemeinsam-gegen-die-sucht-2e4afc60-fb82-41be-bc3d-3a547023fb40
Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Gemeinsam gegen die Sucht

Eine Kontakt- und Begegnungsstätte für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen – das ist auch heute noch eher eine Seltenheit. In vielen Städten sucht man vergeblich nach einem solchen Treffpunkt. So war es auch in Bochum, bevor im Mai 2000 die „KuB – Kontakt- und Begegnungsstätte für chronisch abhängige Menschen“ der Caritas in Bochum-Langendreer ihre Arbeit aufnahm. Zum 10-jährigen Bestehen lud die Einrichtung am vergangenen Freitag zu einer Jubiläumsfeier, an der auch Sozialdezernentin Britta Anger, Bürgermeisterin Astrid Platzmann-Scholten und Dr. Jörg Kalthoff, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Bochum, teilnahmen.

Kub-Jub-0910-012-200.jpg „Wir mussten damals Pionierarbeit leisten, als wir in Zusammenarbeit mit der Stadt diesen neuen Weg der Suchtkrankenhilfe beschritten haben“, berichtet Sonja Wloch, die die KuB zusammen mit ihrer Kollegin Ingrid Wolf Ende der 90er Jahre aufgebaut hat. „Wir konnten auf keinerlei Vorerfahrungen zurückgreifen. Stattdessen mussten wir erst einmal Kontakte aufbauen.“ Zu Beginn gab es für diese Arbeit noch nicht einmal einen festen Ort, bis die benachbarte Kirchengemeinde St. Marien dem Caritasverband ein Wohnhaus an der Lünsender Straße zur Verfügung stellte. Die Anwohner waren zunächst skeptisch, doch sind diese Bedenken inzwischen einer guten Nachbarschaft gewichen. Die Sorge, die alkoholkranken Männer und Frauen könnten für Unruhe sorgen, hat sich nicht bestätigt.

Kub-Jub-0910-009-200.jpg Ganz im Gegenteil: Einige Besucher der KuB haben es in den vergangenen Jahren geschafft, ihre Sucht zu besiegen. Ein Teil von ihnen sogar ohne Therapie. Für Dr. Jörg Kalthoff ist der Ansatz, langjährig alkoholkranken Menschen eine niedrigschwellige Anlaufstelle zu bieten, die sie ohne die sonst übliche Abstinenzvoraussetzung aufsuchen können, daher ein Erfolgsmodell. Das bestätigte auch  eine Studie des Bundesgesundheitsministeriums, die das Bochumer Projekt drei Jahre lang begleitete. „In der Vergangenheit wurden chronisch Suchtkranke oft ausgegrenzt. Die Angebote richteten sich traditionell nur an diejenigen, die eigentlich schon auf einem guten Weg und zu einer Therapie bereit waren. Das ist in der Kontaktstelle anders“, so Kalthoff. „Hier erleben langjährig alkoholabhängige Menschen, die aufgrund ihrer Sucht isoliert leben, Gemeinschaft und finden Unterstützung durch Gleichgesinnte.“ Die Besucher lernen, ihre Zeit ohne Alkohol sinnvoll zu gestalten, zum Beispiel im Gespräch, beim gemeinsamen Frühstück oder beim Spielenachmittag.

„Vieles reguliert sich dabei von selbst“, erklärt Ingrid Wolf. So hat sie in den vergangenen Jahren oft beobachtet, dass Menschen, die zu Beginn alkoholisiert in die Einrichtung kamen, sich den anderen Besuchern anpassen und das Trinken reduzieren. Wer dann noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich jederzeit bei den beiden Sozialarbeiterinnen nach qualifizierten Therapie- und Hilfeangeboten erkundigen oder Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst aufnehmen, der zusammen mit dem Fachdienst „Ambulant Betreutes Wohnen“ ebenfalls in der Lünsender Straße stationiert ist.

Für einen Großteil der rund 100 Männer und Frauen, die übers Jahr verteilt regelmäßig in die Einrichtung kommen, ist die KuB zu einem zweiten Zuhause geworden. Deshalb werden neben den offiziellen Öffnungszeiten schon seit Längerem auch am Mittwochnachmittag, am Samstag und an Feiertagen offene Treffen angeboten, die von den Ehrenamtlichen Gerd Stecher und Peter Kaiser betreut werden. Beide waren selbst langjährig alkoholabhängig und haben es durch die KuB geschafft, dauerhaft abstinent zu leben. „Wir können gut nachvollziehen, was die Menschen, die hier hinkommen, durchmachen. Die Wochenenden und Feiertage sind das Schlimmste. Darum treffen wir uns hier und feiern zum Beispiel gemeinsam Weihnachten“, erzählt der 69-jährige Gerd Stecher.

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
e-Mail: annette.borgstedt@caritas-bochum.de
www.caritas-bochum.de