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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Gegen sexuelle Gewalt in Heimen

NeueWege200.jpg Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Modellprojekts sollen Kinder, die in Heimen oder Internaten leben, zukünftig besser vor sexuellem Missbrauch geschützt werden. Im Auftrag der DGfPI – Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung werden in den nächsten dreieinhalb Jahren Mitarbeiter umfassend geschult und beraten. In der Region Ruhrgebiet, Rheinland und Sauerland übernimmt die Bochumer Caritas-Beratungsstelle „Neue Wege“ diese Aufgabe.

Dass dringend Handlungsbedarf besteht, wurde nicht zuletzt in der vergangenen Woche bei der Veröffentlichung des Abschlussberichtes der Bundesbeauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern deutlich. Danach sind 32 Prozent der Opfer, die sich an die telefonische Anlaufstelle der Bundesbeauftragten gewandt haben, in Institutionen der Kirche oder anderer Verbände missbraucht worden. Was dabei besonders schockiert, ist die Tatsache, dass die Vielzahl der Fälle über Jahrzehnte nicht aufgedeckt und erst durch die Enthüllungen im letzten Jahr öffentlich wurden.

Das soll sich jetzt mit der bundesweiten Fortbildungsinitiative ändern: Neben der Erarbeitung verbindlicher Verfahren bei vermuteten oder erwiesenen Fällen von sexueller Gewalt, geht es insbesondere darum, in den Einrichtungen Strukturen zu schaffen, die Missbrauch verhindern oder zumindest erschweren. „Um Kinder zu schützen und Gefährdungen zu erkennen, benötigen die Mitarbeiter ein umfassendes Wissen über sexualisierte Gewalt. Aber auch grundlegende Haltungen wie Wertschätzung und Achtung, Transparenz und Offenheit, Mitbestimmung und Partizipation spielen eine bedeutende Rolle“, erklärt Werner Meyer-Deters, Mitarbeiter von „Neue Wege“ und Beauftragter für das Bundesmodellprojekt.

Vor allem müssen Kinder die Möglichkeit haben, sich jemandem anzuvertrauen und von dem Erlebten zu berichten. Monika Bormann, Leiterin von „Neue Wege“ weiß aus Erfahrung: „Für Missbrauchsopfer ist es das Schlimmste, wenn ihnen nicht zugehört wird oder die Umwelt abweisend reagiert.“ Genauso fatal ist es, wenn Kollegen bei Verdachtsmomenten wegsehen und nicht eingreifen. „Die Mitarbeiter müssen lernen, irritierende Wahrnehmungen offen anzusprechen“, fordert Werner Meyer-Deters.

Dem Diplom-Sozialpädagogen liegen inzwischen 22 Anfragen von Kinderheimen aus NRW vor, die von dem Fortbildungsangebot Gebrauch machen möchten. In einem Erstgespräch mit den Leitungen erfolgt vor Ort zunächst eine Bestandsaufnahme zur Organisation der Einrichtung, über Erfahrungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch und die Erwartungen der Beteiligten. Die eigentliche Schulung umfasst 8 bis 10 Termine, für die die Einrichtungen lediglich einen Eigenteil von 100 Euro pro Tag erbringen müssen. Werner Meyer-Deters: „Das Bundesministerium unterstützt die Fortbildungsoffensive bis 2014 mit 4,3 Millionen Euro, um möglichst vielen Trägern die Teilnahme zu ermöglichen.“

Auch die Bochumer Caritas beteiligt sich als Kooperationspartner an den Kosten. „Als katholischer Wohlfahrtsverband mit einem Arbeitsschwerpunkt in der Kinder- und Jugendhilfe wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendliche vor Misshandlungen geschützt werden“, begründet Caritasdirektor Ulrich Kemner die Entscheidung. Er fügt hinzu: „Natürlich freuen wir uns auch darüber, dass unsere Fachstelle unter 30 landesweiten Bewerbern den Auftrag erhalten hat. Wir sehen darin eine Wertschätzung für das nunmehr fast 20-jährige Engagement von Neue Wege.“

Kurzinformation:
Einrichtungen aus dem Ruhrgebiet, Sauerland oder Rheinland, die an der Durchführung der Fortbildung interessiert sind, können mit „Neue Wege“ Kontakt aufnehmen, Telefon: 0234 / 30705-19, E-Mail: werner.meyer-deters@caritas-bochum.de .

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
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