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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Frauenhaus Bochum schlägt Alarm

Im Rahmen der landesweiten Kampagne „Schwere Wege leicht machen“ werden am 24. März 2010 die Frauenhäuser aus NRW vor dem Düsseldorfer Landtag für eine gesicherte und bedarfsgerechte Finanzierung ihrer Arbeit demonstrieren. Die Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete Carina Gödecke informierte sich jetzt vorab bei einem Ortsbesuch über die Situation des Bochumer Frauenhauses.

Im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen erfuhr die Politikerin, dass von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder nach ihrer Flucht ins Frauenhaus mit etlichen bürokratischen Hürden zu kämpfen haben. „Wenn eine misshandelte Frau zu uns kommt, sind wir gezwungen, als erstes zu klären, ob ihr Aufenthalt bei uns finanziert werden kann“, berichtet Sozialarbeiterin Ursula Griehl. Bezieht die Betroffene Arbeitslosengeld II übernimmt die ARGE Bochum die Kosten. Allerdings erst, wenn die Frau alle erforderlichen Unterlagen einreicht. „Welche Frau hat schon ihre kompletten Papiere bei sich, wenn sie Hals über Kopf ihre Wohnung verlässt?“, stellt Ursula Griehl verärgert fest. Anstatt mit den Frauen ihre traumatischen Erlebnissen aufzuarbeiten, müssen die Sozialarbeiterin und ihre Kolleginnen die Frauen am Anfang vor allem bei den zeitaufwändigen Behördengängen unterstützen.

Bei vielen anderen Frauen ist gar keine staatliche Finanzierung vorgesehen. So müssen Studentinnen, Auszubildende, Frauen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus,  EU-Bürgerinnen und berufstätige Frauen die Kosten für den Aufenthalt im Frauenhaus komplett aus der eigenen Tasche bezahlen. Bei rund 1.100 Euro, die die Einrichtung für Unterkunft und Verpflegung sowie die Betreuung im Monat veranschlagt, kommen sogar gut verdienende Frauen schnell an ihre Belastungsgrenze. Zumal laufende Kosten wie Versicherungen, die Miete für die bisherige Wohnung und Telefongebühren weiterhin beglichen werden müssen.

Für Ulrike Langer, Leiterin des Bochumer Frauenhauses, ist das eine unhaltbare Situation: „Manche Frauen können sich einen Aufenthalt im Frauenhaus schlicht und ergreifend nicht leisten.“ In der Not macht die Einrichtung natürlich immer wieder Ausnahmen. „Das können wir aber nicht allzu oft machen. Wir schreiben ohnehin schon rote Zahlen“, so Langer. Denn die Einrichtung, die in Trägerschaft der Bochumer Caritas betrieben wird, erhält zwar vom Land jährlich 87 604 Euro Zuschüsse, jedoch mit der Auflage, damit die drei Personalstellen zu finanzieren. Dass dieser Zuschuss bei Weitem nicht ausreicht, erklärt sich von selbst. Ulrike Langer berichtet: „Um diese Finanzierungslücke zu schließen und die Organisation des Hauses gewährleisten zu können, müssen wir die hohen Tagessätze von den Frauen verlangen.“

Damit sich endlich etwas an diesem defizitären System ändert, haben die Mitarbeiterinnen des Bochumer Frauenhauses im Rahmen der Kampagne „Schwere Wege leicht machen“ den Kontakt zu den Bochumer Landtagsabgeordneten gesucht. Als eine der ersten ging die Landtagsabgeordnete der SPD, Carina Gödecke, auf das Gesprächsangebot des Frauenhauses ein und zeigte bei ihrem Besuch in der Einrichtung Verständnis für die Forderungen der Mitarbeiterinnen. „Wir setzen uns in unserem Wahlprogramm für  einen Rechtsanspruch auf Schutz und Zuflucht für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder ein.“ Die Politikerin sagte ferner zu, dass ihre Partei die von der Regierungskoalition im Jahr 2006 vorgenommene Mittelkürzung in Höhe von 30 Prozent bei den Frauenhäusern zurücknehmen wolle.

Die Mitarbeiterinnen des Bochumer Frauenhauses hoffen, dass sich weitere Politiker für dieses Anliegen gewinnen lassen, und werden am 24. März ab 11 Uhr zusammen mit anderen Frauenhäusern vor dem Düsseldorfer Landtag demonstrieren. Als Höhepunkt sollen rund 10.000 Unterschriften übergeben werden, die bislang im Zuge der Kampagne „Schwere Wege leicht machen“ gesammelt wurden.

Annette Borgstedt (früher: Schade)
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum e.V.
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