Im Rahmen der landesweiten
Kampagne „Schwere Wege leicht machen“ werden am 24. März 2010 die Frauenhäuser
aus NRW vor dem Düsseldorfer Landtag für eine gesicherte und bedarfsgerechte
Finanzierung ihrer Arbeit demonstrieren. Die Bochumer SPD-Landtagsabgeordnete
Carina Gödecke informierte sich jetzt vorab bei einem Ortsbesuch über die
Situation des Bochumer Frauenhauses.
Im Gespräch mit den
Mitarbeiterinnen erfuhr die Politikerin, dass von Gewalt betroffene Frauen und
ihre Kinder nach ihrer Flucht ins Frauenhaus mit etlichen bürokratischen Hürden
zu kämpfen haben. „Wenn eine misshandelte Frau zu uns kommt, sind wir gezwungen,
als erstes zu klären, ob ihr Aufenthalt bei uns finanziert werden kann“,
berichtet Sozialarbeiterin Ursula Griehl. Bezieht die Betroffene
Arbeitslosengeld II übernimmt die ARGE Bochum die Kosten. Allerdings erst, wenn
die Frau alle erforderlichen Unterlagen einreicht. „Welche Frau hat schon ihre
kompletten Papiere bei sich, wenn sie Hals über Kopf ihre Wohnung verlässt?“,
stellt Ursula Griehl verärgert fest. Anstatt mit den Frauen ihre traumatischen
Erlebnissen aufzuarbeiten, müssen die Sozialarbeiterin und ihre Kolleginnen die
Frauen am Anfang vor allem bei den zeitaufwändigen Behördengängen unterstützen.
Bei vielen anderen Frauen
ist gar keine staatliche Finanzierung vorgesehen. So müssen Studentinnen,
Auszubildende, Frauen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus,
EU-Bürgerinnen und berufstätige Frauen die Kosten für den Aufenthalt im
Frauenhaus komplett aus der eigenen Tasche bezahlen. Bei rund 1.100 Euro, die
die Einrichtung für Unterkunft und Verpflegung sowie die Betreuung im Monat
veranschlagt, kommen sogar gut verdienende Frauen schnell an ihre
Belastungsgrenze. Zumal laufende Kosten wie Versicherungen, die Miete für die
bisherige Wohnung und Telefongebühren weiterhin beglichen werden müssen.
Für Ulrike
Langer, Leiterin des Bochumer Frauenhauses, ist das eine unhaltbare Situation:
„Manche Frauen können sich einen Aufenthalt im Frauenhaus schlicht und
ergreifend nicht leisten.“ In der Not macht die Einrichtung natürlich immer
wieder Ausnahmen. „Das können wir aber nicht allzu oft machen. Wir schreiben
ohnehin schon rote Zahlen“, so Langer. Denn die Einrichtung, die in
Trägerschaft der Bochumer Caritas betrieben wird, erhält zwar vom Land jährlich
87 604 Euro Zuschüsse, jedoch mit der Auflage, damit die drei Personalstellen
zu finanzieren. Dass dieser Zuschuss bei Weitem nicht ausreicht, erklärt sich
von selbst. Ulrike Langer berichtet: „Um diese Finanzierungslücke zu schließen
und die Organisation des Hauses gewährleisten zu können, müssen wir die hohen Tagessätze
von den Frauen verlangen.“
Damit sich
endlich etwas an diesem defizitären System ändert, haben die Mitarbeiterinnen
des Bochumer Frauenhauses im Rahmen der Kampagne „Schwere Wege leicht machen“
den Kontakt zu den Bochumer Landtagsabgeordneten gesucht. Als eine der ersten
ging die Landtagsabgeordnete der SPD, Carina Gödecke, auf das Gesprächsangebot
des Frauenhauses ein und zeigte bei ihrem Besuch in der Einrichtung Verständnis
für die Forderungen der Mitarbeiterinnen. „Wir setzen uns in unserem
Wahlprogramm für einen Rechtsanspruch auf Schutz und Zuflucht für von Gewalt
betroffene Frauen und deren Kinder ein.“ Die Politikerin sagte ferner zu, dass
ihre Partei die von der Regierungskoalition im Jahr 2006 vorgenommene
Mittelkürzung in Höhe von 30 Prozent bei den Frauenhäusern zurücknehmen wolle.
Die
Mitarbeiterinnen des Bochumer Frauenhauses hoffen, dass sich weitere Politiker
für dieses Anliegen gewinnen lassen, und werden am 24. März ab 11 Uhr zusammen
mit anderen Frauenhäusern vor dem Düsseldorfer Landtag demonstrieren. Als
Höhepunkt sollen rund 10.000 Unterschriften übergeben werden, die bislang im
Zuge der Kampagne „Schwere Wege leicht machen“ gesammelt wurden.