Das Caritas-Beratungszentrum in Bochum-Wiemelhausen hat im vergangen Jahr rund
1.100 Fälle betreut und damit Hilfesuchende im Alter von unter 6 bis über 60
Jahren erreicht. Die Leiterin der Caritas-Jugend- und Familienhilfe Monika
Bormann zieht eine positive Bilanz:
„Mit unserem breit gefächerten
therapeutischen Angebot können wir Familien frühzeitig die notwendige
Unterstützung zukommen lassen und damit eventuelle Folgeschäden vermeiden .“
Seit 2007 sind im Caritas-Beratungszentrum an der Ostermannstraße sowohl
die Erziehungsberatung als auch die Kinderhilfeambulanz „Pluspunkt“ und die
Ehe-, Familien- und Lebensberatung unter einem Dach vereint. Die drei
Beratungsstellen haben unterschiedliche Schwerpunkte und arbeiten unabhängig
voneinander, zugleich bieten sie Familien bei Bedarf vernetzte Hilfen an, die
den Betroffenen lange Wege und den Wechsel in andere Einrichtungen ersparen.
Damit jeder das Angebot des Beratungszentrums nutzen kann, sind die
Erziehungsberatung und die Ehe-, Familien- und Lebensberatung kostenlos und
frei zugänglich. Lediglich für das hochspezialisierte Therapieangebot der
Kinderhilfeambulanz „Pluspunkt“ ist eine vorherige Antragsstellung bei der
Clearingstelle des Jugendamtes erforderlich. „Wir fördern Kinder, die unter
einer stark ausgeprägten Legasthenie, Rechenschwäche oder
Aufmerksamkeitsstörung leiden und dadurch Verhaltensauffälligkeiten entwickelt
haben“, erklärt Alexandra Jürgens, die im „Pluspunkt“ arbeitet. Zusammen mit
anderen Fachkräften betreut die Psychologin die betroffenen Kinder einmal
wöchentlich in Einzelstunden. Bei Defiziten im Sozialverhalten wird zusätzlich
ein Kompetenztraining in der Gruppe angeboten.
Die benachbarte Erziehungsberatung, die bereits 1965 von der Bochumer Caritas
gegründet wurde, ist Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und
Eltern, die bei Fragen rund um Erziehung und Familie professionelle
Unterstützung benötigen. „Das Themenspektrum, mit dem wir uns befassen, ist
breit gefächert. Es reicht von allgemeinen Erziehungsfragen, schulischen
Problemen oder familiären Konflikten über Entwicklungsauffälligkeiten und
emotionale Störungen bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen oder
selbstverletzendem Verhalten“, berichtet Dipl.-Psychologe Alfred Schweer, der
zusammen mit drei weiteren Heil- und Sozialpädagoginnen in der Einrichtung
tätig ist. Neben den klassischen Beratungs- und Therapiegesprächen sind seit
einiger Zeit auch Online-Beratungen möglich. „Damit wollen wir insbesondere
Jugendlichen den Zugang erleichtern. Aber auch Ratsuchende, die anonym bleiben
möchten, gehen den Weg über das Internet“, so Schweer.
Wird in der Erziehungsberatung deutlich, dass den kindlichen Störungen
Partnerschaftsprobleme zugrunde liegen, wird – wenn die Betroffenen dies
wünschen – die Ehe-, Familien- und Lebensberatung eingeschaltet. Die Fachstelle
ist vor drei Jahren im Zuge der Umstrukturierung innerhalb des Ruhrbistums in
die Trägerschaft der Caritas gewechselt und stellt eine sinnvolle Ergänzung des
bisher vorhandenen Hilfeangebots dar. Hier finden Paare, die in
Krisensituationen oder an Wendepunkten ihrer Beziehung stehen, psychologische
Unterstützung und Begleitung. „Genauso können sich aber auch Menschen an uns
wenden, die mit jemand Außenstehendem über ein persönliches Problem sprechen
möchten oder in einem Konflikt stecken“, erklärt Elisabeth Scheffler das
Angebot der Einrichtung, die neben der Bochumer Hauptstelle ebenfalls in
Wattenscheid, Schwelm und Hattingen Beratungen anbietet.
Gerade in Krisenzeiten nimmt der Bedarf an therapeutischen Hilfen weiter zu.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Entwicklungen
zeigt sich Monika Bormann jedoch eher skeptisch: „Eigentlich müssten wir unsere
Kapazitäten erweitern, aber in Zeiten kommunaler Haushaltsdefizite und reduzierter
Kirchensteuermittel sind wir froh, wenn wir unser jetziges Angebot erhalten
können.“