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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Fachverband der Caritas feierte Jubiläum

Eine der ältesten Selbsthilfeorganisationen der Stadt Bochum feierte am Wochenende in der Herz-Jesu-Gemeinde in Bochum-Hamme ein denkwürdiges Jubiläum: Zum hundertjährigen Bestehen hatte der Kreuzbund Bochum unter der besonderen Schirmherrschaft von Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz zu einer Feierstunde eingeladen. Gesellig, aber „trocken“ ging es bei dem Fest des Kreuzbundes zu, der als Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige bekannt ist. Dass man auch ohne Alkohol fröhlich und ausgelassen feiern kann, bewiesen nicht nur die Mitglieder, Angehörigen und Gäste, dafür sorgten auch Moderatorin und Künstlerin Esther Münch und die Musikgruppe „Sound Check“ der BOGESTRA.

Ursprünglich 1896 von Pater Josef Neumann in Aachen gegründet, erlebt der Kreuzbund am Standort Bochum, damals noch 1. Katholischer Mäßigkeitsverein, 1908 seine Geburtsstunde in der Probsteipfarrei, die in den Jahren darauf zu weiteren Gruppengründungen in den verschiedenen Stadtteilen Bochums führte. Ziel war es damals wie heute, mit Hilfe von ehrenamtlichen Mitarbeitern suchtkranke Mitbürger auf ihrem Weg in die Abstinenz zu begleiten und zu stärken. In den Wirren des Dritten Reiches vernachlässigt, wurde der Kreuzbund in Bochum nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder systematisch aufgebaut. In enger Zusammenarbeit mit der Caritas Bochum wurden alte Gruppen wieder aktiviert oder neue gegründet.

Gesellschaftliche Strömungen und moderne Gruppenkonzepte prägten in den folgenden Jahren die Arbeit des Kreuzbundes. So wurde in den 60er Jahren erstmals der Partner bzw. die Partnerin der/des Suchtkranken einbezogen oder auch ein Abhängiger zum Bundesvorsitzenden gewählt. „Durch diese sichtbare Anerkennung entstand ein neues Denken und eine andere Aufgabenstellung“, erklärt Hermann Wittstein, Kreuzbund-Vorsitzender des Stadtverbandes Bochum. „Neben der Hilfe durch gesunde Kräfte war nun fortan Hilfe zur Selbsthilfe möglich.“ Nach einem Urteil des Bundessozialgerichtes im Jahr 1968 wurde die Abhängigkeit offiziell als Krankheit anerkannt.

Die Nachfrage nach den Selbsthilfe-Angeboten des Bochumer Kreuzbundes war in den vergangenen Jahren so groß, dass mittlerweile acht Kreuzbund-Gruppen auf Bochumer Stadtgebiet existieren (bundesweit rund 1600 Gruppen). „In den Gruppen treffen sich rund 200 Personen einmal wöchentlich zu einer eineinhalbstündigen Sitzung“, so Hermann Wittstein, selbst trockener Alkoholiker und Leiter einer Gruppe. „An den Sitzungen nehmen Suchtkranke wie Angehörige teil.“ Zu den Aufgaben des Kreuzbundes gehören die begleitende Hilfe und die Nachsorge. Das heißt, Gruppen und ehrenamtliche Helfer unterstützen den Abhängigen sowie die Angehörigen während einer ambulanten und/oder stationären Behandlung, aber auch bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung und bei der persönlichen Festigung. Neben den Sitzungen mit Gruppenarbeit und Gesprächen wird eine sinnvolle alkoholfreie Freizeitgestaltung gefördert wie Kegeln, Minigolf oder Ausflüge.

Als Fachverband der Caritas Bochum bietet der Kreuzbund u.a. Fort- und Weiterbildungen für Suchtkranke und Angehörige an, zusätzliche Hilfen für Frauen, Kinder und Jugendliche und Prävention an Schulen. Mit großer Sorge beobachtet Hermann Wittstein die zunehmende Zahl junger Menschen mit Alkoholproblemen (Stichwort „Koma-Saufen“). „Wir möchten in den Schulen aufklären und damit Alkoholiker-Karrieren vermeiden helfen.“ Von der nachhaltigen Wirkung der Kreuzbund-Arbeit für nachfolgende Generationen ist Hermann Wittstein überzeugt, aber vor allem auch für die Suchtkranken. Denn laut statistischer Erhebungen leben bis zu 85 Prozent der Suchtkranken, die regelmäßig eine Selbsthilfegruppe besuchen, dauerhaft abstinent.

Auf der Jubiläumsfeier lobte Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz deshalb den ehrenamtlichen Einsatz der Kreuzbund-Mitglieder. Zugleich verwies sie auf die Notwendigkeit dieser Arbeit: „In Bochum leben 10.000 Suchtkranke. Jährlich sterben 150 Menschen an den Folgen ihrer Alkoholsucht. Caritasdirektor Ulrich Kemner unterstrich außerdem, wie wichtig öffentliche Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement im Kreuzbund sei: „Mit seiner Arbeit stellt sich der Kreuzbund selbstlos und ohne Bedingungen in den Dienst der Menschen.“

Annette Schade
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
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