Aufgrund der
steigenden Nachfrage nach einer Therapie für lernbehinderte Kinder, die sexuell
übergriffig sind, erweitern die Caritas-Beratungsstelle "Neue Wege"
und die Evangelische Kinderheim – Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH
ihr kombiniertes Behandlungs- und Betreuungsangebot. Grundlage der gemeinsamen
Arbeit bildet ein Kooperationsvertrag, der kürzlich im Beisein von Volker
Rhein, Geschäftsführer des Evangelischen Kinderheims, und Caritasdirektor
Ulrich Kemner unterzeichnet wurde.
Die beiden Einrichtungen kümmern sich bereits seit sieben Jahren erfolgreich um
jugendliche Sexualstraftäter ab 14 Jahren, die eine vergleichsweise niedrige
Intelligenz haben. In Abstimmung mit dem Jugendamt ist "Neue Wege"
für die ambulante Therapie der Jugendlichen zuständig. Das Herner Kinderheim
übernimmt während der im Schnitt rund 36 Monate dauernden Behandlung die
Betreuung in einer spezialisierten Intensivwohngruppe.
"In der Vergangenheit hatten wir immer wieder Anfragen wegen jüngerer
Kinder, mit denen wir einzeltherapeutisch gearbeitet haben", berichtet
Monika Bormann, Leiterin der Beratungsstelle "Neue Wege". "Da
aber Gruppentherapie besonders effektiv ist, haben wir unser Hilfskonzept
erweitert und bieten nun ebenfalls eine ambulante Gruppe für Jungen unter 14
Jahren an." Um die professionelle Begleitung außerhalb der Therapiestunden
sicherzustellen, hat der evangelische Kooperationspartner neben der bereits
bestehenden Wohngruppe "KommPass" eine weitere Gruppe mit dem Namen
"Atlas" eröffnet.
"Die Jungen stammen oft aus schwierigen Verhältnissen", erzählt
Erziehungsleiter Marcel Schmidt. "Umso wichtiger ist es, sie während der
Behandlung aus ihrem gewohnten Umfeld herauszulösen und ihnen
Verhaltensalternativen aufzuzeigen. Zugleich arbeiten wir mit den Familien
zusammen, um diese in den Therapieprozess mit einzubeziehen." Ziel der
kombinierten Intensivbetreuung ist es, einen weiteren Missbrauch zu verhindern.
Die Therapeuten müssen dabei stets die eingeschränkte kognitive, soziale und
emotionale Entwicklung ihrer jungen Patienten im Blick haben.
Sozialpädagoge Christian Stahl erläutert den besonderen Therapieansatz:
"Die Jugendlichen können sich nicht lange konzentrieren und verfügen über
ein begrenztes Ausdrucksvermögen. Viele können nicht lesen. Wir setzen daher
bewusst Wiederholungen, Rituale und markante Bilder ein." So verdeutlicht
ein rot-weißes Absperrband Grenzen. Karten in drei Ampelfarben helfen den
Jugendlichen, ihre aktuelle Stimmung auszudrücken.