Was tun, wenn das Kind einfach nicht hören will? Wenn
ein 12-jähriger ständig vor dem Computer sitzt? Oder eine Jugendliche es zu
Hause nicht mehr aushält und in eine eigene Wohnung ziehen will? Immer dann,
wenn Eltern an ihre Grenzen stoßen und Kinder oder Jugendliche Hilfe benötigen,
sind sie bei der Caritas-Erziehungsberatung an der richtigen Adresse. Gestern
feierte die Einrichtung in Bochum-Wiemelhausen mit einem Dankgottesdienst und
einem Festempfang, an dem Gäste aus Stadt, Kirche, Caritas und anderen
Beratungsstellen teilnahmen, ihr 50-jähriges Bestehen.
Zwar ist die Einrichtung an der Ostermannstraße 32 nicht die älteste in Bochum
– die städtische Erziehungsberatung wurde bereits 11 Jahre früher gegründet,
dennoch erkannte der katholische Wohlfahrtsverband die Zeichen der Zeit, als er
am 1. Oktober 1965 in der damaligen Mütterschule (später:
Familienbildungsstätte) an der Voedestraße die Beratungsstelle eröffnete. Die
professionelle Unterstützung und Begleitung von Familien wurde von Beginn an
rege nachgefragt. Schulprobleme, Konzentrationsstörungen, Bettnässen, Ängste
und Verhaltensauffälligkeiten waren schon damals Themen, bei denen Eltern Hilfe
brauchten. Über die Jahre nahm der Beratungsbedarf kontinuierlich zu – so
betrug in den Siebziger die Wartezeit auf ein Erstgespräch sechs Monate und bis
zu zwei Jahre für einen Therapieplatz. Der Caritasverband stockte daraufhin das
Personal der Beratungsstelle auf und sorgte mit dem Neubau an der
Ostermannstraße für die nötigen räumlichen Kapazitäten.
Auch konzeptionell wurde die Beratungsarbeit weiterentwickelt – stand zunächst
der medizinische Aspekt im Vordergrund, so bekamen mit der Zeit die
therapeutischen, sozial- und heilpädagogischen Hilfen immer mehr Bedeutung.
Heute setzt sich das multiprofessionelle Team aus einem Psychologen, zwei
Heilpädagoginnen und einer Diplom-Pädagogin zusammen. Im vergangenen Jahr
wurden rund 450 Familien, Kinder und Jugendliche betreut, darunter 309
Neuaufnahmen. Einem Großteil (62 Prozent) konnte dabei im Rahmen einer
Kurzberatung geholfen werden. Bei 38 Prozent der Fälle war eine längere
Therapie über drei Monate nötig.
"Neben der normalen Erziehungsberatung gibt es in den letzten Jahren immer
mehr Familien, die auseinanderbrechen und bei denen wir zwischen den
zerstrittenen Eltern vermitteln müssen", berichtet Diplom-Psychologe
Alfred Schweer, der die Einrichtung seit 10 Jahren leitet. Daneben spielen
Themen wie "Kinder psychisch kranker Eltern", "finanzielle
Sorgen" oder "Alleinerziehende" eine immer größere Rolle. Aber
auch die Probleme jugendlicher Klienten liegen Alfred Schweer und den
Mitarbeiterinnen am Herzen. Um diese noch besser zu erreichen, beteiligt sich
die Bochumer Erziehungsberatung seit 10 Jahren an der bundesweiten
Online-Beratung der Caritas. Ein weiteres Angebot, das in Zusammenarbeit mit
der Katholischen Hochschulgemeinde organisiert wird, richtet sich an die
Studierenden der Ruhr-Universität – diese können zweimal in der Woche eine
psychologische Beratung in Anspruch nehmen.
"Mit eurer Arbeit steht ihr im direkten Kontakt mit den Menschen. Ihr
nehmt gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen sehr früh wahr“, würdigte
Manuela Sieg, Leiterin des Beratungszentrums der Diakonie, mit dem die
Caritas-Einrichtung ebenso eng zusammenarbeitet wie mit den städtischen
Erziehungsberatungsstellen, die Leistung der Fachkollegen. Nicht von ungefähr
ist die Erziehungsberatung der am stärksten frequentierte Dienst der Kinder-
und Jugendhilfe, wie Caritasdirektor Ulrich Kemner anführte. In seiner Rede
dankte er den Mitarbeitern für ihr Engagement zum Wohle der Familien, Kinder
und Jugendlichen. Für Prälat Dr. Michael Dörnemann ist diese Arbeit ein
sichtbares Zeichen christlicher Nächstenliebe: „Indem sie den Familien beiseite
stehen und ihnen Lösungen für ihre Probleme aufzeigen, sind sie Engel und
Wegbegleiter.“