URL: www.caritas-bochum.de/aktuelles/presse/den-armen-ein-gesicht-geben-9535a97a-ffd0-4465-afd2-d103282fee24
Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

"Den Armen ein Gesicht geben"

Caritastag Wer wenig Geld hat, ist häufiger und länger krank als Menschen mit hohem Einkommen. Und nicht nur das – Armut verringert sogar die Lebenserwartung. Eine schockierende Tatsache gerade in Deutschland, das zu einem der reichsten Länder der Erde zählt. Um auf diesen Missstand hinzuweisen, veranstaltete die Caritas Bochum und Wattenscheid am vergangenen Samstag als Auftakt zum Caritas-Sonntag in der Bochumer Innenstadt einen Informations- und Aktionstag.

Mit Infoständen, gesundem Essen und einem Bühnenprogramm, das auf einen unterhaltsamen Mix aus Musik und Fachgesprächen setzte, versuchte die Caritas, die Aufmerksamkeit der Passanten und Gäste auf das Thema „Armut“ zu lenken. Keine einfache Aufgabe, waren doch die meisten Menschen an diesem Tag in die Bochumer Innenstadt gekommen, um entspannt das Wochenende zu genießen. Dennoch gelang es der Caritas – nicht zuletzt durch die charmante Moderation der „WDR 2-Stimme“ Uwe Schulz – das Interesse vieler Bürger für ihr Anliegen zu gewinnen. Das unerwartet freundliche Wetter tat sein Übriges und sorgte dafür, dass der Platz durchgehend gut besucht war.

An der Veranstaltung nahmen neben zahlreichen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen des katholischen Wohlfahrtsverbands auch Vertreter der Kommunal- und Landespolitik teil. Heike Reinecke vom NRW-Gesundheitsministerium, Michael Sprünken vom Gesundheitsamt der Stadt Bochum sowie die Caritasdirektoren Andreas Meiwes und Ulrich Kemner erörterten im Rahmen einer Podiumsdiskussion, wie die Gesundheit armer Menschen verbessert werden kann. Dabei setzen Caritas und Politik vor allem auf Prävention. Idealerweise müssten schon im Kindesalter die Weichen für eine gesunde Lebensführung gestellt werden.

Caritastag Ein besonderes Hindernis sahen die Teilnehmer in der Praxisgebühr: "Als Steuerungsinstrument hat sie völlig versagt. Stattdessen werden benachteiligte Menschen durch die Praxisgebühr davon abgehalten, frühzeitig zum Arzt zu gehen", kritisierte Diözesan-Caritasdirektor Andreas Meiwes. Zwar sei das solidarisch ausgerichtete deutsche Gesundheitssystem eines der besten der Welt, doch hätten nicht alle die gleichen Zugangsvoraussetzungen. Meiwes forderte daher: "In Deutschland darf Gesundheit nicht länger von Einkommen, Bildung oder dem Aufenthaltsstatus eines Menschen abhängen."

Besondere Aktualität erhält das Thema „Armut“ durch den kürzlich veröffentlichten Armutsbericht der Bundesregierung: „15 Prozent der Deutschen sind armutsgefährdet“, berichtete Ulrich Kemner, Direktor der Caritas für Bochum und Wattenscheid. “Für diese Menschen sind wir heute hier, denn die Caritas versteht sich als Anwalt Benachteiligter in Deutschland.“

Im Anschluss berichteten Praktiker der sozialen Arbeit von ihren Erfahrungen. Dabei wurde deutlich, wie belastend Armut und Krankheit für Menschen sein können. Ulrike Langer, Leiterin des Bochumer Frauenhauses, appellierte an Freunde, Nachbarn und Verwandte: "Wenn Sie Not sehen, versuchen sie zu helfen!“

Caritastag Ein besonderer Hingucker waren nicht zuletzt die Bilder von Andre Zelck, die im Großformat den Platz überragten. In sensiblen und zugleich ausdrucksstarken Momentaufnahmen hat der Essener Fotograf Alltagszenen in Bochumer Familien festgehalten, die am Existenzminimum leben.

 

Zum Abschluss der zentralen Veranstaltung zum Jahresthema im Ruhrbistum zelebrierte Weihbischof Franz Vorrath, der Bischofsvikar für die Caritas ist, die Heilige Messe in der Liebfrauenkirche in Bochum-Altenbochum. Auch diese war voll und ganz auf die aktuelle Caritas-Kampagne abgestimmt. So erklangen in der Kirche u. a. die Stimmen von Betroffenen, die über ihren belastenden Alltag am Rande der Gesellschaft berichteten.

Vorrath appellierte in seiner Predigt an die Gläubigen: „Die Erkenntnis, dass Armut oft mit Krankheit einhergeht oder dass Herkunft die Bildungschancen entscheidend beeinflusst, darf für uns kein akademisches Glasperlenspiel werden. Für uns (als Christen) sind es Rufe Gottes an unsere Talente, an unsere Gaben, an unser Gewissen.“ Er forderte dazu auf, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen, über die Grundstücksgrenzen der Pfarrei hinaus zu denken, Mut zu haben und „Hinauszugehen“ um Gottes und der Menschen Willen. Er zitierte Mutter Theresa: „Kennt Ihr die Armen eurer Stadt, eurer Gemeinde?“   

Annette Borgstedt
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum
und Wattenscheid e.V.
Huestr. 15
D 44787 Bochum
Tel.: +49 / 234 / 9 64 22-64
Fax: +49 / 234 / 6 42 25
e-Mail: annette.borgstedt@caritas-bochum.de
www.caritas-bochum.de