Vom Industriekaufmann zum Caritasdirektor – ein Werdegang, der auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, da zwei vermeintlich unterschiedliche Berufswelten aufeinander treffen. Dass sich diese beiden aber nicht ausschließen müssen, hat der langjährige Geschäftsführer des Caritasverbands Bochum, Dieter Engelke, bewiesen, der jetzt nach vierzig Jahren Caritasarbeit in den Ruhestand geht.
So außergewöhnlich der Werdegang, so konsequent und eindringlich bewies Dieter Engelke in seiner Zeit als Sozialarbeiter und schließlich als Verwaltungsangestellter, dass sich kaufmännisches Denken und soziales Handeln sehr gut ergänzen. Nicht zuletzt verhalfen beide Fähigkeiten dem Caritasverband Bochum, in schwierigen und finanziell angespannten Zeiten erfolgreich zu bestehen. Rückblickend erinnert er sich: „Ich habe mich für die soziale Arbeit entschieden, weil diese – im Gegensatz zu vielen anderen Berufen – unterschiedliche Sichtweisen zulässt und sich mit verschiedenen Lebensbereichen befasst.“
Seine Ausbildung zum Industriekaufmann Ende der 50er Jahre absolvierte Dieter Engelke noch in der Bergwerkgesellschaft Hibernia in Herne, bevor er im Anschluss daran das Studium der Sozialarbeit in Essen aufnahm. Geleitet von einer christlichen Weltanschauung war der gebürtige Herner überzeugt, dass er mit den in Ausbildung und Studium erworbenen Kenntnissen für die Menschen in Zukunft Gutes bewirken würde.
Vor seiner Initiativbewerbung beim Caritasverband Bochum im Jahr 1966 war ihm bereits klar, dass er die soziale Komponente noch weiter um die wirtschaftliche erweitern wollte. 1966 begann Dieter Engelke parallel zu seiner Tätigkeit als Sozialarbeiter beim Caritasverband das Studium der Betriebswirtschaft und ab 1970 studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften – beides im Rahmen eines Abendstudiums. Sein Know-how im sozialen Bereich vertiefte er in dieser Zeit in Weiterbildungsmaßnahmen des Deutschen Caritasverbands in Freiburg zum Sozialtherapeuten und zum Supervisor.
Im Caritasverband Bochum war Dieter Engelke zunächst mit dem Aufbau der Suchtberatung befasst. Das therapeutische Angebot für suchtkranke Menschen wuchs stetig. In dieser Zeit machten die Professionalisierung der sozialen Arbeit ebenso wie die Entwicklungen in der modernen Psychologie und Psychotherapie enorme Fortschritte. Anfang der 70er Jahre waren bereits vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Suchtberatung tätig. Schon bald konnte die Einrichtung von der Zentrale an der Huestraße in neue Räume am Lohberg ziehen. Dort etablierte Dieter Engelke die Suchtberatung zum heutigen Psychosozialen Beratungs- und Behandlungszentrum (PSBB) mit Suchtabteilung, Reha-Werkstatt, Christophorushaus und SKM.
Ende der 70er Jahre wurde Dieter Engelke zurück in die Zentrale an der Huestraße berufen – und zwar als Verwaltungsleiter mit den Aufgabengebieten Personal- und Finanzwesen. Seitdem trat der zweifache Familienvater auch als Stellvertreter und „rechte Hand“ des damaligen Caritasdirektors Josef Ernesti in Erscheinung. Nebenbei war er immer noch als Leiter der PSBB tätig, allerdings nur noch mit wenigen direkten Klientenkontakten. Mit der Pensionierung von Caritasdirektor Josef Ernesti im Jahr 1994 übernahm Dieter Engelke dessen Nachfolge.
In den vergangenen 12 Jahren gelang es ihm, in verbandswirtschaftlich schwierigen Zeiten trotz massiver Kürzungen öffentlicher Mittel und sinkender Kirchensteuereinnahmen den Bochumer Caritasverband mit seinen über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 35 Facheinrichtungen auf Kurs zu halten und weiter auszubauen. Seinem Nachfolger Ulrich Kemner, derzeit Geschäftsführer der Katholischen Stadtkirche Essen, hinterlässt der noch amtierende Caritasdirektor Dieter Engelke ein gut bestelltes Feld. Er ist zufrieden: „Ich gehe mit einem guten Gefühl. Ich habe meine Arbeit gut abgeschlossen und übergebe meinem Nachfolger einen gut funktionierenden Verband.“ Und so freut sich Dieter Engelke auf einen abwechslungsreichen Ruhestand, den er nun verstärkt mit seinen vielfältigen Interessen wie dem Reisen, Musizieren, Malen und natürlich der Familie ausfüllen wird.
Ulrich Kemner (54) wird das Amt des Bochumer Caritasdirektors am 15. September 2006 übernehmen.