Der Jugendliche aus
Guinea ist schwer traumatisiert. In seiner Heimat hat der 17-Jährige Folter
erlitten, ist verstört und depressiv. Als er im Ruhrgebiet auftaucht, spricht
er kein Wort Deutsch. Doch dank des Projekts BoSprInt kann die Medizinische
Flüchtlingshilfe Bochum mit ihm kommunizieren, das Erlebte aufarbeiten und ihn
sogar in einer eigenen Wohnung betreuen.
BoSprInt finanziert aus Spendengeldern die Sprach- und Integrationsmittler des
SprIntpools der
Diakonie Wuppertal, die
auch in Bochum im Einsatz sind. Organisationen wie die hiesige Aidshilfe,
Madonna e.V., Pro Familia oder eben die Medizinische Flüchtlingshilfe können
kostenlos auf ihre Dienste zurückgreifen. Das ist dringend nötig, aber langsam
werden die Mittel knapp.
Die erfahrenen, speziell ausgebildeten Muttersprachler übersetzen nicht bloß
von Arabisch bis Roma, von Kurdisch bis Russisch, von Türkisch bis Französisch,
sondern vermitteln und klären beide Seiten über kulturelle Unterschiede auf.
Sie sind neutral und unterliegen der Schweigepflicht.
„Trauma-Symptome sind für mich nur erkennbar, wenn ich mit einem Sprach- und
Integrationsmittler zusammenarbeite“, erklärt Jutta Gernert von der
Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum. Besonders lobt sie die Qualität der
Übersetzungen und die Flexibilität der Fachleute. „Eine sehr schnelle Reaktion
ist für uns ein wichtiger Aspekt. Wir haben hier oft akute Situationen, die unmittelbar
ein Gespräch erfordern.“
Das Projekt BoSprInt ist eine Initiative
der Arbeitsgruppe Frauen- und Mädchengesundheit der Kommunalen
Gesundheitskonferenz und an die Stiftung Lebens(t)räume angebunden.
Neben der Caritas und der
Diakonie arbeiten auch die anderen in Bochum vertretenen Wohlfahrtsverbände zusammen,
um die Angebote des SprIntPools kostenlos abrufbar zu machen. Dabei sind sie
auf Spenden angewiesen.
Die Caritas-Stiftung St. Martin hat daher im vergangenen Monat beschlossen, aus
den Erträgen des Jahres 2013 das Projekt BoSprint mit 1.000 Euro zu
unterstützen.