Sie
selbst finden es normal, anderen zu helfen, doch selbstverständlich ist das
wohl kaum: Schülerinnen und Schüler des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs der Stadt
Essen haben 1.500 Euro Taschengeld für das Müttercafe des Sozialdienstes
Katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Wattenscheid gespendet.
„Dass Schüler, die nicht selten selbst vor einer schwierigen Zukunft stehen, etwas
von ihrem Taschengeld für andere abgeben, finde ich vorbildlich“, sagt Oberstudiendirektor
Wolfgang Meyer, der das Heinz-Nixdorf-Berufskolleg leitet. Die
Schülervertretung hatte alle Schülerinnen und Schüler aufgerufen, Spenden für
eine soziale Einrichtung zu sammeln. Auslöser für den diesjährigen Spendenzweck
war ein Bericht des ehemaligen Schülersprechers Mahmod Mahmod: Er hatte von der
Arbeit des SKFM in Wattenscheid berichtet, der sehr junge Mütter dabei
unterstützt, mit ihren finanziellen und sozialen Problemen fertig zu werden.
Das Müttercafe des SKFM Wattenscheid wird ausschließlich durch Spenden
finanziert. In dem Treffpunkt mit dem Namen „Sonnenschein“ bieten
Sozialarbeiterinnen jungen Müttern einmal wöchentlich einen Vormittag lang
Gespräche und konkrete Hilfen in ihrer schwierigen und manchmal ausweglos
erscheinenden Lebenssituation an. Zu den Treffen kommen regelmäßig etwa zehn
bis zwölf Mütter. Themen, die sie bewegen, sind Gesundheitsfürsorge, Erste-Hilfe-Maßnahmen
nach kleineren Unfällen und Ernährungsfragen. Birgit Schiller,
Geschäftsführerin des SKFM Wattenscheid erzählt: „Die jüngste Mutter, die wir
bislang betreut haben, war erst 13 Jahre alt. Die Ursachen, die dazu führen,
dass sehr junge Frauen schwanger werden, sind vielfältig. Dazu zählen zum
Beispiel Unkenntnis oder Fehler bei der Verhütung. Aber auch die Vorstellung,
dass eine Mutterschaft fehlende berufliche Perspektiven ersetzen kann, oder der
Versuch, sich eine ‚heile Welt‘ zu schaffen, wie sie uns häufig im Fernsehen
vorgespiegelt wird.“ Wenn das Kind dann auf der Welt sei, müssten sich viele
junge Mütter von ihren Träumen verabschieden, so Schiller weiter. Besonders
schwierig werde die Situation, wenn sich der Vater des Kindes von der jungen
Familie trenne. „Wichtig ist, dass die Mütter in einer solchen Lage nicht das
Gefühl haben, jetzt ganz allein zu sein, sondern Beistand erhalten.“
Das fand auch die Schülervertretung und wählte das Wattenscheider Müttercafé
einstimmig als Spendenprojekt aus. Mitarbeiterinnen des SKFM zogen daraufhin
einen ganzen Tag lang von Klasse zu Klasse, um die Ziele ihrer Arbeit zu
erklären und die Schüler für die Situation der jungen Mütter zu
sensibilisieren. „Auch ich habe dadurch viel Neues gelernt“, bekräftigen Mike
Engel und Mandy Woszek, die der Schülervertretung angehören. „Die Stärkung
sozialer Kompetenz zählt als wichtiger Erziehungsauftrag zum Schulprogramm des
Berufskollegs. Das tolle Ergebnis der Sammlung zeigt, dass dieser Anspruch auch
Früchte trägt“, ergänzt der evangelische Pfarrer Michael Haberland, der die
Spendenaktionen gemeinsam mit den anderen Religionslehrern des Berufskollegs
unterstützt und begleitet.