Die Caritas-Beratungsstelle
„Neue Wege“ ist mit dem Sozialpreis 2010 der Caritas-Stiftung im Bistum Essen
ausgezeichnet worden. Die Jury aus Fachleuten unter Vorsitz von Weihbischof
Franz Vorrath würdigte damit das Projekt „Rückfallvorbeugung für jugendliche
Sexualstraftäter mit geistiger Behinderung“ der Bochumer Einrichtung.
„Mit
unserem therapeutischen Konzept haben wir vor zwei Jahren absolutes Neuland
betreten. Diese Ehrung ist für uns eine große Anerkennung und Motivation“,
freut sich Monika Bormann, Diplom-Psychologin und Leiterin von „Neue Wege“. Dass
der Preis außerdem mit 2.500 Euro dotiert ist, kommt der Beratungsstelle sehr
gelegen. „Zum Start des Projekts haben wir und das Herner Kinderheim, mit dem
wir zusammenarbeiten, viel investiert“, so Bormann. So verzichteten beide
Träger zunächst auf eine volle Auslastung, um zu gewährleisten, dass die beteiligten
Jugendlichen gut zusammenpassen. Hinzu kamen Weiterbildungen der Mitarbeiter
beim Forensischen Institut Ostschweiz, der einzigen Facheinrichtung im
deutschsprachigen Raum, die über fundierte Erfahrungen und Konzepte in diesem sehr
speziellen Therapiefeld verfügt. Ohne die Unterstützung der RWE-Stiftung hätte
sich der schrittweise Aufbau des Projekts nicht realisieren lassen.
Die Mitarbeiter sind von der Notwendigkeit ihrer Arbeit überzeugt. „Wir betreuen
schon seit Jahren minderjährige Täter und haben festgestellt, dass ein überdurchschnittlich
großer Anteil der Jugendlichen von Förderschulen kommt. Für diese war unser
herkömmliches Therapieprogramm nicht geeignet“, berichtet Werner Meyer-Deters,
Diplom-Sozialarbeiter und Teamleiter der Ambulanten Rückfallvorbeugung bei
„Neue Wege“. Die Jungen haben Lernprobleme, können sich nicht lange
konzentrieren und verfügen über ein geringes Ausdrucksvermögen. Viele können zudem
nicht lesen. Aus diesem Grund setzt das Team während der Therapie bewusst Wiederholungen,
Rituale und markante Bilder ein.
„Wir verstehen es als unseren christlich-caritativen Auftrag, uns auch um
diese Jugendlichen zu kümmern und ihnen eine Chance auf Teilhabe an einem
weitestgehend normalen Leben zu geben“, verdeutlicht Meyer-Deters die
Zielsetzung der Projektarbeit. Auf diesem Wege könnten Rückfälle vermieden und
sichergestellt werden, dass die Jungen mit ihren emotionalen und sexuellen
Bedürfnissen verantwortungsbewusst umzugehen lernen. Caritasdirektor Kemner
sieht in dem Preis vor allem einer Auszeichnung für die Mitarbeiter: „Es
erfordert ein hohes Maß an persönlichem und fachlichem Engagement, in einem
solchen mit Tabus belasteten Arbeitsbereich tätig zu sein. Diese immer wieder
aufzubrechen und Jugendlichen eine neue Chance zu geben, ist definitiv keine
leichte Aufgabe.“