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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

50 Jahre Christophorushaus

Das Bochumer Christophorushaus blickt in diesem Jahr auf ein denkwürdiges Jubiläum zurück: Als am 13. November 1959 der Grundstein für die Einrichtung am Rand der Bochumer Innenstadt gelegt wurde, entstand damit das erste stationäre Wohnungslosenheim moderner Prägung im Ruhrgebiet. Gestern hatte der Bochumer Caritasverband zu einer Feierstunde ins Christophorushaus geladen, bei der Weihbischof Franz Vorrath und Andreas Sellner vom Kölner Diözesan-Caritasverband die besonderen Verdienste des Hauses für wohnungslose Menschen würdigten.

Der Neubau des Christophorushauses mit seinen 80 Übernachtungsplätzen für heimat- und berufslose Durchwanderer sowie Nichtsesshafte war zunächst umstritten. Der Baubeginn verzögerte sich um zwei Jahre, weil Anwohner bis zum Landesverwaltungsgericht zogen, um die Ansiedlung von Nichtsesshaften in ihrer direkten Nachbarschaft zu verhindern. Dennoch konnten sich Caritas und Innere Mission Bochum mit Unterstützung der Stadt, des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und des Arbeitsamtes mit ihrem Vorhaben durchsetzen. Der Bedarf war groß: Nachdem das nach dem Zweiten Weltkrieg provisorisch in einer Bochumer Gaststätte installierte Übernachtungsheim der Evangelisch-Katholischen Bahnhofsmission im Jahr 1957 geschlossen wurde, musste dringend ein alternatives Hilfeangebot für wohnungslose Männer in Bochum geschaffen werden. Im neu eröffneten Christophorushaus fanden die Betroffenen fortan eine Bleibe, in der sie nicht nur übernachten, sondern sich je nach persönlicher Ausgangslage um eine Arbeit oder um eine Wohnung bemühen konnten. Begleitet wurden die Männer damals durch ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter von Caritas und Innerer Mission sowie vom SKM Bochum.

Dieser sozialarbeiterische Ansatz wurde in den 70er Jahren weitergeführt und ausgebaut, als sich in direkter Nachbarschaft des Christophorushauses eine Arbeitstherapeutische Werkstatt, eine Suchtberatungsstelle und der SKM Bochum ansiedelten und das bis heute erhaltene Rehabilitationszentrum gründeten. In enger Kooperation mit diesen Fachdiensten bot das Christophorushaus nunmehr ein umfassendes sozialtherapeutisches Hilfekonzept, das die soziale und berufliche Wiedereingliederung wohnungsloser Männer zum Ziel hatte.

Daran hat sich bis heute nichts geändert, wenngleich die Probleme, mit denen Wohnungslose zu kämpfen haben, im Laufe der Zeit immer komplexer geworden sind. Fast alle Männer, die das Christophorushaus aufsuchen, leiden unter einer Suchterkrankung. Das Leben auf der Straße hat sie physisch und psychisch gezeichnet. Viele sind verschuldet und haben keine oder nur eine geringe Ausbildung. Andere müssen nach einer Haftstrafe ihr Leben neu organisieren. Gleichzeitig sehen sich Betroffene und Mitarbeiter mit gestiegenen rechtlich-bürokratischen Anforderungen konfrontiert: „Nicht selten stehen wir in unserer Arbeit zunächst vor der Frage, wie kann diese Hilfe finanziert werden und welche Stelle ist in unserem sozialen System zuständig“, wies Caritasdirektor Ulrich Kemner in seiner Ansprache auf die zunehmende Bürokratisierung und Ökonomisierung des Sozialen.

Weihbischof Franz Vorrath dankte dem Caritasverband Bochum und den Mitarbeitern des Christophorushauses, dass sie sich trotz aller Widrigkeiten seit 50 Jahren vorbehaltlos für Menschen einsetzen, die abgestürzt und an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind. Im Wortgottesdienst, den er zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung in der Arbeitstherapeutischen Werkstatt hielt, rief er dazu auf, Armut und Ausgrenzung mit offenen Augen wahrzunehmen und dagegen vorzugehen: „Es ist ein Kennzeichen der Gemeinde Jesu, dass sie die am Rande nicht übersieht, sondern sie als Mitmenschen anschaut und ihnen dadurch das Ansehen zuteilwerden lässt, das ihnen von Gott gegeben ist.“

Andreas Sellner vom Diözesan-Caritasverband Köln, der den Festvortrag zum 50-jährigen Bestehen des Christophorushauses hielt, machte deutlich, dass gerade darin die zentrale Aufgabe von Caritas und Kirche zu sehen sei: „ Es ist schon immer Auftrag der Caritas gewesen, an der Seite dieser Menschen für ein Leben in Würde, eine Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft einzutreten und hiernach unsere Hilfeangebote und Unterstützungsleistungen auszurichten.“ Diese Aufgabe könne von der stationären Wohnungshilfe jedoch auch zukünftig nur in guter Kooperation und Vernetzung mit anderen örtlichen Akteuren und mit Unterstützung der Politik gelingen.


Das Christophorushaus im Überblick:

Im letzten Jahr wurden 99 Männer zwischen 17 und 71 Jahren in der sozialtherapeutischen Rehabilitationseinrichtung betreut. Nach einer umfassenden Modernisierung im Jahr 2000 verfügt das Haus heute über eine Kapazität von 36 Plätzen, die auf drei Etagen in Ein- und Zweibettzimmern aufgeteilt sind. Neben Unterkunft und Verpflegung gehören u.a. beratende und therapeutische Hilfen, Beschäftigungsmaßnahmen, Schuldnerberatung, Freizeitangebote sowie eine ambulante Nachbetreuung zum Angebot der Einrichtung. Die Finanzierung erfolgt über den Landschaftsverband.


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Annette Borgstedt (früher: Schade)
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Caritasverband für Bochum e.V.
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