Bochumer Bahnhofsmission erlebt rührende Begegnungen

Die Not und das Elend des Ukrainekriegs - auch bei uns sind sie weiterhin zu spüren. Am 24. Februar 2022 begann der Angriff auf die Ukraine. Seitdem flüchten Menschen aus ihrem Heimatland. Und sie kommen zum Beispiel auch am Bochumer Hauptbahnhof an und brauchen Hilfe. "Es sind nicht mehr so viele Menschen wie zu Beginn, aber es ist auch nicht vorbei. Es kommen viele Familien oder fahren weg", sagt Daria Sengüner, Leiterin der Bochumer Bahnhofsmission. Ihr Team bietet dabei Unterstützung, wo es nur kann. Ein Engagement, das die Helferinnen und Helfer oft emotional sehr bewegt.

"Wir erfahren viel über die Schicksale der Menschen. Gerade erst gab es wieder so eine Begegnung, die uns alle sehr gerührt hat. Eine Mutter aus Hostomel in der Nähe von Kiew, die allein mit ihren vier Kindern aus der Ukraine geflüchtet ist, kam hier in Bochum an und wollte eigentlich nach Minden weiterreisen", erzählt Daria Sengüner von dieser auch für sie besonderen Begegnung.Zwar hatte die Mutter, die aus der Landes-Erstaufnahmestelle kam, einen QR-Code zum Erstellen eines digitalen ICE-Tickets, aber aufgrund von Sprachbarrieren konnte sie selbst die Deutsche-Bahn-App nicht bedienen.

Außerdem musste sie, um mit der Bahn nach Minden zu kommen, zweimal umsteigen - mit den vier Kindern im Alter von 4, 6, 7 und 9 Jahren, vier Koffern und einem Doppelbuggy. Eigentlich genau einer der typischen Fälle, bei denen die Bahnhofsmission helfen kann. "Aber beim Aussteigen in Minden konnte niemand helfen, weil es da keine Bahnhofsmission gibt", berichtet Daria Sengüner. Und mit vier Kindern und so viel Gepäck zügig aus dem Zug zu kommen und dann noch weiter durch den Bahnhof, das ist kein Pappenstiel.

Während die Familie in der Bochumer Bahnhofsmission erst einmal etwas zu trinken und zu essen bekam, suchte das vor allem aus Ehrenamtlichen bestehende Team nach einer Lösung. Auf Umwegen über gute Kontakte innerhalb der Bahn-Belegschaft schaffte es Daria Sengüner, einen Bahnmitarbeiter in Minden zu erreichen, der sich bereit erklärte, der Familie beim Aussteigen zu helfen. "Es war viel Aufwand, aber hat ein gutes Ende genommen. Und der Bahnbeamte war so nett, uns auch noch anzurufen, dass alles geklappt hat", freut sich Daria Sengüner, die für März noch eine Fortbildung für alle Team-Mitglieder zum Thema Flucht und Fluchterfahrung organisiert hat. "Wir werden gebraucht. Aber es ist ein besonderer Umgang mit diesen Menschen nötig. Dafür müssen wir alle sensibilisiert sein."

Auch sie selbst wird nicht so schnell vergessen, was ihr die Mutter der vier Kinder von ihrer Heimat erzählt hat und was die privaten Handy-Videos zeigten, wie etwa die spielenden Kleinen vor den Ruinen der Stadt.