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Kiffen, saufen, zocken

Bin ich süchtig?

"Ich wusste nicht, was ich bei den Süchtigen soll." Nachdem Dirk damals der Führerschein wegen 2,6 Promille Alkohol am Steuer entzogen wurde, steckten sie ihn in eine Selbsthilfegruppe für Süchtige. Es brachte erst einmal nichts. 20 Jahre lang hatte der Alkohol sein Leben fest im Griff. Heute ist der ruhige und hagere Mann seit anderthalb Jahren trocken: "Mit 18 habe ich angefangen, irgendwann war ich süchtig. Ich war nie selbstbewusst. Im Alkohol fand ich einen Weg, offener zu sein, Freunde zu finden. Und ohne mein Rauschmittel wollte ich nicht leben."

Gründe gibt es viele

Dorothee Grimm und Manuela Keicher von der Jugend- und Suchtberatung Heilbronn im Gespräch.Dorothee Grimm und Manuela Keicher von der Jugend- und Suchtberatung Heilbronn.privat

Ähnliche Geschichten hören auch die Suchberaterinnen Dorothee Grimm und Manuela Keicher von der Jugend- und Suchtberatung Heilbronn oft. "Alkohol, Drogen und andere Suchtmittel, zum Beispiel das Internet, geben ein gutes Gefühl, schaffen eine scheinbar bessere Welt."
Gründe für den Konsum gibt es viele: Wenn in einer Familie Probleme mit dem Griff zur Flasche gelöst werden, in der Clique die Anerkennung über Mutproben läuft, oder einfache Neugierde. "Jeder testet seine Grenzen aus. Sobald Du aber dein Rauschmittel brauchst, um ‚gut drauf zu sein‘, Du nicht aufhören kannst, auch wenn Du Dir ein Limit setzt, oder Du Dein restliches Leben darüber hinaus vergisst, könntest Du suchtgefährdet sein. Dann ist es gut, Hilfe zu suchen", empfiehlt Manuela Keicher. "Niemand gesteht sich selbst gerne ein, dass er ein Problem hat. Doch bist Du erst einmal süchtig, begleiten dich die Konsequenzen ein Leben lang."
Die Sucht hatte auch Dirk fest im Griff. Die Vorstellung von einem Leben ohne Alkohol war für ihn unerträglich: "Man kennt das Problem, verdrängt es aber. Zweimal innerhalb einer Woche wurde ich in die Notaufnahme eingeliefert. Ich hatte Angst, dass ich den nächsten Morgen nicht mehr erlebe." Selten kommen suchtkranke Menschen freiwillig in die Beratung. Sie werden von Familienangehörigen, Arbeitgebern oder anderen Personen gedrängt. In den Gesprächen lernen sie sich selbst gegenüber ehrlicher zu sein und können schließlich den Entschluss fassen, wieder clean sein zu wollen - Verantwortung für das eigene Leben übernehmen.

Gemeinsam sind wir stärker

Heute leitet Dirk die Selbsthilfegruppe des Kreuzbundes für junge Erwachsene: "Wir sind Betroffene, die über ihre Sucht reden." Wichtig ist, dass anstelle des Suchtmittels etwas anderes tritt. Bei ihm sind es Sport und seine Musik. Er freut sich endlich wieder durchschlafen, arbeiten und gut essen gehen zu können - Dinge, die für andere selbstverständlich sind. "Man fragt sich schon, was ohne die Sucht anders geworden wäre. Aber ich bin froh, den Absprung geschafft zu haben. Trotzdem, die Sucht und der Kampf dagegen werden mich mein Leben lang begleiten."

Suchtgefährdet oder nicht?

Neben Schulsozialarbeitern, Suchthelfern im Betrieb oder Beratungsstellen gibt es weitere Wege, das herauszufinden. Wende Dich an die Online-Beratung der Suchthilfe oder mache im Vorfeld einen der Tests im Internet.

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