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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

"Wichtig ist, dass man was ändern will"

Mehrere Patienten sitzen mit ihren Therapeuten in einem Stuhlkreis und unterhalten sich.FUNKE Foto Services / Dietmar Wäsche

Die Therapie erfolgt wohnortnah in Form von wöchentlichen Gruppentherapie-Sitzungen und Einzelgesprächen. Das Besondere: Während der bis zu 18 Monate dauernden Maßnahme führen die Patienten ihren Alltag mit Arbeit und Familie weiter. "So können neue Verhaltensstrategien direkt umgesetzt und erprobt werden. Die Therapie verläuft quasi integriert, als eine Art Lebensbegleitung ", erklärt Diplom-Psychologin Anneli Gerß, die das Konzept Anfang der neunziger Jahre zusammen mit dem Leiter der Caritas-Suchhilfe Matthias Dombrowsky entwickelt hat.

Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Patienten außerhalb des geschützten stationären Rahmens in der Lage sind, abstinent zu leben und die regelmäßigen Termine einzuhalten. Auch sollten sie vorab eine qualifizierte körperliche Entgiftungsbehandlung hinter sich bringen.
"Sicherlich ist das nicht unbedingt die leichteste Form der Reha", gibt Thomas Kluge zu bedenken, der zusammen mit Anneli Gerß, drei weiteren Kolleginnen und Kollegen sowie dem leitenden Arzt die Ambulante Rehabilitation durchführt. "Dafür konnte ich mich aber jeden Abend in mein eigenes Bett legen und mich weiterhin um meinen Enkel kümmern", berichtet die ehemalige Patientin Marie-Luise H. von ihren Erfahrungen. "Es wäre für mich unvorstellbar gewesen, mehrere Wochen in der fremden Umgebung einer Klinik zu verbringen." Die 65-Jährige hat die Therapie vor gut einem Jahr abgeschlossen und ist froh, damals auf die Suchthilfe der Caritas aufmerksam geworden zu sein.

Der Weg führte sie zunächst zum Kontakt- und Beratungszentrum an der benachbarten Lünsender Straße. "Da hatte ich bereits eine ziemlich lange Odyssee hinter mir", erinnert sich Marie-Luise. "In den Gesprächen mit den Sozialarbeiterinnen hatte ich endlich das Gefühl, dass sich jemand um mich kümmert. Ich war nicht mehr allein". Danach ging alles schnell. "Wir legen großen Wert darauf, dass die Ratsuchenden innerhalb kürzester Zeit einen ersten Beratungstermin bekommen", erklärt Matthias Dombrowsky. Inhalt des Gesprächs im Caritas-Suchthilfezentrum sind Informationen über die Erkrankung und Hilfsangebote, ebenfalls erhält der Ratsuchende eine erste Orientierung. Später geht es um die Klärung von Formalitäten wie zum Beispiel den Ablauf der Reha-Maßnahme und die Beantragung der Kostenübernahme. Sobald diese vorliegt und der Patient ein Vorstellungsgespräch mit einem der Therapeuten geführt hat, kann es losgehen.

"In der Gruppentherapie sind in der Regel 12 Patienten", erklärt Thomas Kluge. "Die Therapie läuft das ganze Jahr über, Ferien gibt es nicht – nur für unsere Patienten."
Und was ist, wenn zwischendurch Suchtdruck entsteht? Da weiß Karl A. Bescheid, der seit 12 Jahren trockener Alkoholiker ist und sich zwischenzeitlich sogar als Suchtkrankenhelfer hat ausbilden lassen: "Zu Beginn geht es noch um Notfallstrategien. Da kann man beispielsweise an einem Amoniakfläschchen riechen. Da vergeht einem alles! Oder man ruft einen Freund aus der Selbsthilfegruppe an. Andere gehen raus und laufen." Langfristig geht es darum, die Mechanismen zu erkennen, die zur Sucht geführt haben und alternative Verhaltensweisen zu erlernen. In diesen Prozess werden auch die Angehörigen mit einbezogen.

Auch nach Abschluss der Rehabilitation können sich die Klienten bei einer Krise oder wenn sie rückfällig geworden sind, jederzeit erneut an die Caritas-Suchthilfe wenden. Gegebenenfalls wird dann eine weitere Therapie im Sinne einer Auffrischungsbehandlung beantragt.
"Jede Sucht ist individuell", betont Thomas Kluge. "Es gibt kein Standardverfahren. Wichtig ist nur, dass man selbst etwas ändern will und sich Hilfe sucht."

Kurzinfo:

Im August 1992 unterzeichneten der damalige Caritasdirektor Josef Ernsti und die Deutsche Rentenversicherung Westfalen den Vertrag für die "Ambulante Rehabilitation Sucht". Zwei Jahre später folgte die Deutsche Rentenversicherung Bund. Seitdem werden die Kosten der Maßnahme von den Rentenversicherungsträgern und den Krankenkassen übernommen. Jedes Jahr nutzen rund 40 Patientinnen und Patienten die Ambulanten Rehabilitationsangebote des Caritas-Suchthilfezentrums in Bochum.

Kontakt:

Caritasverband für Bochum und Wattenscheid e. V.
Ambulante Rehabilitation Sucht
In der Schuttenbeck 9
44892 Bochum
Telefon: 0234. 430531
E-
Mail: suchtkrankenhilfe@caritas-bochum.de
https://www.caritas-bochum.de/hilfe-und-beratung/suchtkranke/ambulante-rehabilitation/