Die Harfenistin Louise Auguyard spielt regelmäßig ehrenamtlich kleine Konzerte in der Propstei, um den Gästen der Bahnhofsmission eine Freude zu machen.
Der 68-Jährige nutzte die Gelegenheit, um sich in entspannter Gesprächsatmosphäre mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden auszutauschen und ihren Alltag kennenzulernen. In Begleitung von Diakonie-Pfarrer Sven Pernak und Caritasdirektor Hans-Werner Wolff verschaffte sich Schepers zunächst einen Eindruck davon, mit welch knappem Raumangebot es die Bahnhofsmission dennoch vermag, Zufluchtsort für die unterschiedlichsten Menschen zu sein. Leiterin Daria Sengüner machte in ihrem Bericht deutlich, dass sich die ökumenische Einrichtung, die sich seit über 100 Jahren in gemeinsamer Trägerschaft von Caritas und Diakonie befindet, neben den klassischen Reisehilfen als zentrale Hilfestelle in der Stadt versteht. Diese ist für alle offen - ohne Anmeldung, gratis und ohne Vorbehalte. An sechs Tagen in der Woche und auch zu Zeiten, in denen andere Stellen geschlossen haben. Möglich wird diese umfassende Präsenz und Hilfe durch das Engagement von derzeit rund 25 Ehrenamtlichen sowie Studentinnen und Studenten im Praktikum, die den beruflichen Mitarbeitenden zur Seite stehen.
Mit der Corona-Pandemie ist eine Zweigstelle in der benachbarten Propstei-Kirche dazugekommen. Seit nunmehr zwei Jahren finden die Besucherinnen und Besucher der Bahnhofsmission dort montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr einen wettergeschützten Aufenthalts- und Begegnungsraum, in dem die Abstands- und Hygieneregeln problemlos eingehalten werden können. Die Kirche ist seitdem fester Bestandteil des Hitze- und Kältekonzepts der Stadt Bochum. Der Weihbischof überzeugte sich vor Ort davon, wie gut sich die Seitenkapelle für ein solches Angebot eignet. Diakon Winfried Rottenecker berichtet von den positiven Erfahrungen des Gemeinschaftsprojekts: "Die Propsteikirche ist ein Ort des zwecklosen Ankommens. Jede und jeder ist willkommen und bekommt auf Wunsch eine Tasse Tee oder Kaffee sowie einen Snack. Vor allem aber gibt es hier für alle ein freundliches Wort."
Von li. nach re.: Nikolei Lambers, Christina Borkowski und Ruth Klein-Funke stellten Weihbischof Schepers in einer Gesprächsrunde die Kinderschutzambulanz vor
Dritte Station der Bischofsvisite war anschließend die Kinderschutzambulanz von "Neue Wege" in der Alexandrinenstraße. Im Austausch mit Leiterin Christina Borkowski sowie Mitarbeiterin Ruth Klein-Funke und Mitarbeiter Nikolei Lambers verschaffte sich Schepers einen Überblick über das Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche, die Misshandlung, Vernachlässigung oder sexualisierter Gewalt erfahren haben. Die Sensibilität für dieses Thema habe in den letzten Jahren zugenommen, dennoch sei der Gedanke für das direkte Umfeld weiterhin unfassbar und nur schwer auszuhalten. Aus diesem Grund würden viele Erwachsene das Offensichtliche erst einmal nicht wahrhaben wollen, weiß Christina Borkowski aus langjähriger Erfahrung. Wiederum andere neigten zu vorschnellen Reaktionen. In dieser außerordentlichen Situation bietet "Neue Wege" seit 30 Jahren den Betroffenen professionelle Hilfen an. Darüber hinaus veranstaltet die Caritas-Einrichtung Fortbildungen für Kindergärten und Schulen. "Mit dem Bochumer Modell sind wir sehr gut aufgestellt", so Ruth Klein-Funke. "Insbesondere der Einsatz von Schutzfachkräften in den Kitas und Schulen hat sich bewährt, um Kindeswohlgefährdung zu erkennen und entsprechende Schritte einleiten zu können."
Ludger Schepers zeigte sich beeindruckt von dem vielfältigen Engagement der Caritas in Bochum: "Gerade in der jetzigen Krise ist das ein wertvolles Stück Kirche, für das Sie alle miteinander tagtäglich einstehen." Caritasdirektor Wolff betont: "Um unser Angebot in seiner Vielfalt zu erhalten, sind wir weiterhin dringend auf Kirchensteuermittel angewiesen. Wenn diese gekürzt und nicht von anderer Stelle aufgefangen werden, wird es eng für die Caritas."