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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

Jugendlichen Missbrauchern eine Perspektive geben

Das Team von der Ambulanten Rückfallvorbeugung von Neue WegeDas Team der Ambulanten Rückfallvorbeugung mit Leiterin Monika Bormann (3. von li.)

Dass das heute anders ist und es in NRW und auch bundesweit ein professionelles Hilfenetzwerk gibt, ist nicht zuletzt ein Verdienst der renommierten Bochumer Fachberatungsstelle.

"Diese Entwicklung, die nur durch das hohe persönliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich war, ist absolut bemerkenswert", würdigte Caritasdirektor Ulrich Kemner bei einer Fachtagung, zu der die Einrichtung anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens in das Fortbildungszentrum des katholischen Wohlfahrtverbands an der Ostermannstraße in Bochum-Wiemelhausen eingeladen hatte. Rund 100 Teilnehmer aus der Kinder- und Jugendhilfe, der Justiz und anderen Fachberatungsstellen gegen Gewalt folgten aufmerksam den Vorträgen von Diplom-Psychologen Stefan Waschlewski und dem Diplom-Sozialpädagogen Werner Meyer-Deters, die die Fachberatungsstelle ab 1997 mit aufgebaut hatten.

Dabei wurde deutlich, dass jugendliche Missbraucher oft selbst traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht haben und auf Hilfe angewiesen sind, um diese Erlebnisse angemessen zu verarbeiten. So haben viele von ihnen selbst Missbrauch erlebt oder waren Zeugen häuslicher Gewalt. Andere wurden in ihrer Kindheit mit überfordernden sexuellen Situationen konfrontiert oder von ihren Eltern vernachlässigt. Gleichzeitig betonten die Referenten, dass der Umkehrschluss, aus Opfern würden immer auch Täter, falsch sei.

"Diese Jugendlichen nur nach ihrer Tat zu beurteilen und sie wegzusperren, wie es öffentlich häufig gefordert wird, ist sicherlich nicht die richtige Lösung", so Matthias Nitsch vom Vorstand der DGfPI (Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und-vernachlässigung) in seinem Grußwort. Gerade darin liege die Leistung der Ambulanten Rückfallvorbeugung von "Neue Wege": "Ihr habt von Anfang an erkannt, dass diese Kinder und Jugendlichen professionelle Unterstützung, verbunden mit wirklicher Wertschätzung, brauchen, um eine Verhaltensänderung zu ermöglichen. Denn nur wenn man ihnen eine Perspektive gibt, lassen sich weitere Übergriffe verhindern."

Dass das gelingen kann, zeigen die wenigen Untersuchungen zum Thema, die von einer Erfolgsquote von 80 Prozent ausgehen. Pro Jahr werden in der Ambulanten Rückfallvorbeugung von "Neue Wege" zwischen 40 und 60 Kinder und Jugendliche angemeldet, die in etwa der Hälfte der Fälle mehrere Jahre in Therapie bleiben. Hinzu kommen Beratungen von Jugendämtern und Schulen, Kindertageseinrichtungen und Jugendhilfeeinrichtungen zum Umgang mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen.