
Im Kreis ihrer Teamkolleginnen und -kollegen würdigte Caritasvorstand Hans-Werner Wolff die Verdienste der Diplom-Psychologin und psychologischen Psychotherapeutin, die im vergangenen Jahr ihr 40-jähriges Dienstjubiläum im katholischen Wohlfahrtsverband gefeiert hat. "Leider genauso wie jetzt nur mit begrenzter Personenzahl, da beide Ereignisse mitten in die Corona-Pandemie fallen", so Wolff. Sonst wäre der Gästekreis deutlich größer ausgefallen, denn neben ihrer Leitungsfunktion bei der Caritas war die 66-Jährige in zahlreichen Fachverbänden und Gremien aktiv - stets mit dem Ziel, von sexuellem Missbrauch, Vernachlässigung oder Misshandlung betroffenen Kindern und Jugendlichen professionell und umfassend zu helfen.
"Als ich mich in den 80er Jahren als Erziehungsberaterin zum ersten Mal mit diesem Thema befasst habe, gab es noch keinerlei Hilfe- oder Präventionskonzepte. Es bestand eine große Unsicherheit im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Meine ersten Schritte bin ich mit anderen Therapeutinnen in der ‚Berufsgruppe gegen sexuellen Missbrauch‘ gegangen. Auch sonst war mir der Austausch mit anderen Fachleuten und die Arbeit im Team immer enorm wichtig. Alleine wäre ich nicht so weit gekommen, hätte ich längst nicht so viel erreicht", blickt die Mutter zweier erwachsener Kinder auf ein erfülltes Arbeitsleben zurück.
Monika Bormann hinterlässt ein gut bestelltes Feld: Aus der Kinderschutzambulanz "Neue Wege", deren Leitung sie seit Oktober 1994 innehatte, ging 1998 ein eigenständiges Therapieangebot für Minderjährige hervor, die sexuell übergriffig handeln - die "Ambulante Rückfallvorbeugung". Es folgten spezialisierte Hilfeprogramme für Zeuginnen und Zeugen häuslicher Gewalt und für Männer, die ihre Partnerin schlagen. Neuester Zuwachs ist die Beratungsstelle neuLand, eine therapeutische Ambulanz für erwachsene Sexualstraftäter. Monika Bormann hat viel bewirkt für den Kinderschutz und beinahe ihre gesamte berufliche Tätigkeit dem oft so erdrückenden und schockierenden Thema "Missbrauch" gewidmet. Dennoch zieht sie eine positive Bilanz: "Ich bin mit meinen Klientinnen und Klienten gewachsen. Die therapeutische Arbeit mit ihnen war auch für mich eine Bereicherung."
Ihre Nachfolge als Leitung von "Neue Wege" hat am 1. August Christina Borkowski angetreten. Die Sozialpädagogin, traumazentrierte Fachberaterin und Clowntherapeutin verfügt über langjährige Erfahrung in der Mädchen- und Frauenarbeit mit dem Schwerpunkt "Sexualisierte Gewalt an Kindern" und war zuletzt in der Bottroper Beratungsstelle "Gegenwind" tätig. Auch Monika Bormann bleibt weiterhin für den Kinderschutz im Einsatz: Bereits seit dem 1. Juli ist sie ehrenamtliche Ansprechperson für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs beim Bistum Essen. Darüber hinaus setzt sie ihre Vorstandsarbeit in der DGVT - Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie fort.
Also eher ein Unruhe- denn ein Ruhestand? Das will Monika Bormann so nicht stehen lassen: "Ich habe mir fest vorgenommen, mich endlich einmal so richtig zu langweilen. Außerdem bin ich froh, die Verantwortung abzugeben. Sie hat mir mit zunehmendem Alter immer mehr schlaflose Nächte bereitet und damit ist jetzt hoffentlich Schluss."