Alle Jahre wieder, genau genommen seit fast drei Jahrzehnten, prangt das Caritas-Logo auf einem der Verkaufsstände des Bochumer Weihnachtsmarkts. Das rote Flammenkreuz ist umrahmt von Brotbrettern und Fußbänkchen aus Holz, metallenen Kerzenständern und weihnachtlichem Baumschmuck. Alle Produkte stammen aus der Arbeitstherapeutischen Werkstatt des Caritasverbands für Bochum und auch die Mitarbeiter, die tagein tagaus in der Holzhütte der winterlichen Witterung trotzen, sind "original Caritas".
Angefangen hat alles Mitte der 70er Jahre mit einem Autoanhänger, den der damalige Leiter der Werkstatt in der Vorweihnachtszeit jeden Morgen vor dem bekannten Bochumer Wahrzeichen, dem Kuhhirten, platzierte. Die Ladefläche war zum Warenstand umfunktioniert und wurde abends wieder abgebaut. Früher wie heute diente der Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt als Werbemaßnahme für die Reha-Einrichtung an der Lohbergstraße, in der Männer mit besonderen sozialen Problemen – viele von ihnen waren vormals obdachlos – wieder an einen kontinuierlichen Arbeitsprozess herangeführt werden. Seit drei Jahren werden in Kooperation mit der ARGE außerdem so genannte „Arbeitsgelegenheiten“ (1-Euro-Jobs) für langzeitarbeitslose Männer und Frauen angeboten. Unter fachlicher Anleitung durch ausgebildete Handwerker und Arbeitstherapeuten lernen die Teilnehmer verschiedene handwerkliche Berufe und Dienstleistungen kennen: Von der Renovierung alter Möbel und Spielgeräten über Schlosserarbeiten bis hin zu Maler- und Gärtner-Tätigkeiten – hier erhält jeder die Möglichkeit, eigene Talente zu entdecken und sich zu erproben.
Finanziert wird die Arbeitstherapeutische Werkstatt durch öffentliche Kostenträger. Hinzu kommen Aufwandentschädigungen für Dienstleistungen und Spenden. Eine wichtige Einnahmequelle ist aber nach wie vor auch der Weihnachtsmarkt in der Bochumer Innenstadt. Große Gewinne fallen dabei zwar nicht an – vielmehr werden damit gerade einmal die Materialkosten gedeckt – dennoch möchte die Caritas-Werkstatt auf die alljährliche Teilnahme nicht verzichten. „Unser Verkaufsstand ist eine wichtige Werbeplattform. Viele werden erst hier auf unser Angebot aufmerksam und oft ergeben sich daraus weitere Aufträge“, erzählt Thomas Fedrau, Leiter der Reha-Einrichtung. So hat beispielsweise im letzten Jahr der Stadtsportbund eine größere Anzahl Kinderstelzen anfertigen lassen. Ein richtiger „Verkaufsrenner“ sind auch die maßgefertigten Grille aus Edelstahl oder Fußbänkchen aus massivem Holz. Es gibt sogar Stammkunden, die jedes Jahr am Stand vorbei schauen und sich nach neuen Artikeln im Sortiment erkundigen.
Dafür nehmen die hauptamtlichen Mitarbeiter auch die langen Arbeitszeiten in Kauf, die der Weihnachtsmarkt mit sich bringt. Thomas Fedrau: „Wir arbeiten in zwei Schichten, die erste geht bis 14 Uhr, die zweite dann bis 21 Uhr“. Und das täglich, über vier Wochen lang. Deshalb ist er froh, dass er in Christian Baumermann einen Ehrenamtlichen gefunden hat, der das Team der Werkstatt seit 12 Jahren tatkräftig unterstützt und im Stand mit aushilft. Der 69-jährige Rentner übernimmt die Dienste gerne: „Klar, manchmal wird die Zeit recht lang. Aber dann ist auch wieder so viel zu tun, dass man keine Verschnaufpause findet.“
So wird die Werkstatt wohl auch im nächsten Jahr wieder mit dabei sein, wenn Bochum Marketing im Frühjahr die Standvergabe für den Weihnachtsmarkt vornimmt. Denn eins ist sicher: Das nächste Weihnachten kommt bestimmt.
