
Die Beratungsstelle wurde im Oktober 1991 als Kooperation mit der Kinderklinik im St. Josef-Hospital und dem Bochumer Jugendamt gegründet, um Kindern und Jugendlichen, die Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch erlebt haben, professionelle Hilfe zu ermöglichen.
Auf dem Programm des zweitägigen Jubiläumskongresses stand ein breitgefächertes interdisziplinäres Angebot, das sowohl medizinische als auch sozialpädagogische, juristische und psychologische, präventive wie therapeutische Aspekte berücksichtigte. Schirmherrin der Veranstaltung war Elke Büdenbender, die nach der Begrüßung durch Prof. Dr. med. Thomas Lücke, Direktor der Universitätskinderklinik, und Monika Bormann, langjährige Leiterin von "Neue Wege", online dazu geschaltet war. Weitere Grußworte wurden von Sozialdezernentin Britta Anger, dem Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Prof. Dr. Christoph Hanefeld sowie Caritasdirektor Hans-Werner-Wolff gehalten.
Nach der Tagung, die wegen der Corona-Schutzauflagen in hybrider Form stattfand, zog Monika Bormann ein positives Fazit: "Es ist deutlich geworden, wie umfassend das Hilfeangebot für die Betroffenen inzwischen ist. Als wir vor 30 Jahren unsere Arbeit aufgenommen haben, war das Bochumer Modell mit seiner Vernetzung von Jugendhilfe und Kinderklinik Vorreiter. Seitdem hat sich nicht nur bei 'Neue Wege' viel getan, vielmehr steht das Thema "Kinderschutz" inzwischen im Fokus unterschiedlicher Akteure, die eng miteinander zusammenarbeiten."
30 Jahre "Neue Wege"
Die ärztliche und psychosoziale Beratungsstelle gegen Misshandlung, Vernachlässigung und sexuellen Missbrauch "Neue Wege" nahm im Oktober 1991 in den Räumen der Bochumer Universitäts-Kinderklinik an der Alexandrinenstraße ihre Arbeit auf. Die Facheinrichtung, die in Kooperation des Bochumer Caritasverbands zusammen mit dem Jugendamt und der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik St. Josef-Hospital als Modellprojekt gegründet wurde, sollte die Jugendhilfe entlasten, die aufgrund steigender Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und Gewalt an Kindern an ihre Kapazitätsgrenzen stieß.
Von der akuten Krisenintervention über Diagnostik und Therapie, Beratung und Unterstützung der Eltern bis hin zu Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit - der Schutz von Kindern stand von Beginn an für das multiprofessionelle Team aus Psychologen, Sozialarbeitern und Heilpädagogen an erster Stelle.
Mit der Ambulanten Rückfallvorbeugung für minderjährige Missbraucher wurde im Jahr 1998 die Opferarbeit um ein Therapie-Angebot für Täter ergänzt. Anlass für das neue Projekt war der vielfach geäußerte Wunsch der Opfer und ihrer Familien, die Täter einer geeigneten Therapie zuzuführen. Hinzu kam die Erkenntnis, dass viele junge Täter in der Vergangenheit selbst Opfer von Gewalt waren, und es in Bochum und Umgebung bis zu diesem Zeitpunkt kaum Hilfen für diesen Personenkreis gab.
Ein weiterer Schwerpunkt kam ab Dezember 2005 in der Kinderschutzambulanz mit der Betreuung von Kindern und Jugendlichen als Zeugen/-innen häuslicher Gewalt hinzu, bevor in 2008 das therapeutische Angebot der Ambulanten Rückfallvorbeugung um ein spezielles Hilfeangebot für intelligenzgeminderte Kinder und Jugendliche erweitert wurde, die sexuell übergriffig handeln. Im selben Jahr installierte das Jugendamt der Stadt Bochum für die Koordinierung der Arbeit bei Kindeswohlgefährdung Schutzfachkräfte, die als Schaltstelle zwischen Jugendamt und den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe agieren. Die Kinderschutzambulanz von "Neue Wege" übernahm die Betreuung der Einrichtungen in katholischer Trägerschaft in Bochum und Wattenscheid.
Seit 2016 umfasst die Ambulante Rückfallvorbeugung ebenfalls ein Hilfeangebot für Männer, die häusliche Gewalt gegen ihre Partnerin ausgeübt haben. Im vergangenen Jahr zog außerdem die Beratungsstelle neuLand an den Standort der Rückfallvorbeugung. Das Hilfeangebot von neuLand richtet sich an Männer und Frauen ab 18 Jahren, die wegen eines Sexualdeliktes angezeigt oder verurteilt wurden.