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Stand: 07.05.2019

Pressemitteilung

An den geringen Jobchancen bei Hartz-IV-Empfängern hat sich kaum etwas geändert

Die Zahlen des aktuellen Arbeitslosenreports der Freien Wohlfahrtspflege NRW belegen: Arbeitslose in Bochum, die im SGB II („Hartz-IV-System“) „stecken“, haben deutlich schlechtere Chancen auf Eingliederung in den Arbeitsmarkt als Arbeitslose, die im Schutz der Arbeitslosenversicherung (SGB III) Arbeitslosengeld beziehen.

Der mit dem Arbeitslosenreport NRW veröffentlichte Datenreport belegt, dass in Bochum im Jahr 2015 monatlich nur jeder vierzigste Arbeitslose im Hartz-IV-System eine Arbeit oder eine Ausbildung gefunden hat.

Arbeitslose aus der Arbeitslosenversicherung in Bochum haben da deutlich bessere Chancen. Hier konnte in 2015 monatlich etwa jeder zehnte Arbeitslose eine Arbeit finden oder eine Ausbildung beginnen. Bei den wenigen Arbeitslosen im Hartz-IV-System, die eine Arbeit fanden, dauerte die Arbeitssuche zudem dreimal so lange wie bei den Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung. Die Zahlen belegen, dass Arbeitslose im SGB II deutlich schlechtere Eingliederungschancen in den Arbeitsmarkt haben. „Deshalb brauchen wir auch in Bochum eine offensive Diskussion, wie wir es schaffen, besonders benachteiligte Arbeitslose nicht von Teilhabe auszuschließen“, so Ulrich Kemner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Bochum. „Für sie benötigen wir längerfristige Angebote öffentlich geförderter Beschäftigung, am besten in Form von bezuschussten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Das verstehen wir unter einem Sozialen Arbeitsmarkt.“

Wenn Arbeitslose ihre Arbeitslosigkeit beenden, heißt das zumeist nicht, dass sie tatsächlich eine Anstellung gefunden haben. In Bochum hat im Mai 2016 nicht einmal die Hälfte (39 Prozent) der Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung, die ihre Arbeitslosigkeit beendeten, eine reguläre Arbeit aufgenommen oder sich selbstständig gemacht. Arbeitslose im Hartz-IV-System haben es noch schwerer. Von denen, die ihre Arbeitslosigkeit beendeten, schafften in Bochum nur 13 Prozent den Sprung in Arbeit oder Selbstständigkeit. Im Hartz-IV-System ist die Teilnahme an Fördermaßnahmen des Jobcenters und die Nichterwerbstätigkeit zum Beispiel wegen Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen ein wesentlich häufigerer Abgangsgrund aus der Arbeitslosigkeit (32 Prozent bzw. 46 Prozent).

Und noch eins fällt im aktuellen Arbeitslosenreport der Wohlfahrtspflege NRW auf. Knapp 33 Prozent der Arbeitnehmer und Selbständigen in Bochum, die arbeitslos werden, erhalten nicht mehr das am letzten Einkommen bemessene Arbeitslosengeld, sondern fallen direkt in den Hartz-IV-Bezug. Die Gründe hierfür sind zum einen kurzfristige Jobs, weshalb die Betroffenen nicht lange genug in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Zum anderen kann das Arbeitslosengeld bei einem sehr niedrigen vorherigen Einkommen auch den Hartz-IV-Satz unterschreiten. Dann wird das Arbeitslosengeld mit Leistungen aus der Grundsicherung „aufgestockt“.

„Die Arbeitslosenversicherung verliert für viele Erwerbstätige ihre Schutzfunktion“ mahnt Ulrich Kemner stellvertretend für die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Bochum. „Um ein weiteres Erodieren zu verhindern, ist die Politik gefordert, die Zugangsmöglichkeiten, zum Beispiel durch eine Ausweitung der Rahmenfrist in der Arbeitslosenversicherung, zu erleichtern.“

Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit Bochum, nimmt wie folgt Stellung zu den Zahlen und Bewertungen der Wohlfahrtsverbände: „Wie in vielen anderen Städten Deutschlands ist auch in Bochum die Langzeitarbeitslosigkeit mit rund zehn Prozent relativ hoch. Umso erfreulicher ist es, dass wir bereits im letzten Jahr bei der Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit in Bochum gute Erfolge erzielen konnten. Die Zahl der durchschnittlich langzeitarbeitslosen Menschen in Bochum lag 2015 bei 8.133. Das sind knapp 5 Prozent weniger als noch im Jahr 2014."

„Es stimmt aber,“ so Wolterhoff, „dass die Chancen, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden, sinken, je länger die Arbeitslosigkeit andauert. Wir müssen bei der Ursachenbekämpfung allerdings auch berücksichtigen, dass über die Hälfte der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Ausbildung sind. Der Arbeitsmarkt in Bochum hat sich in den letzten Jahren stark verändert und ist geprägt von der Nachfrage nach Fachkräften. Entsprechend muss qualifiziert werden. Das Angebot für Helfertätigkeiten nimmt tendenziell ab. Wer sich qualifiziert, steigert immer seine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Unser Bestreben liegt daher insbesondere in der Aus- und Weiterbildung. Vor allem Maßnahmen, bei denen ein Abschlusszertifikat erworben wird, haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, um mehr Menschen wieder nachhaltig in den Arbeitsmarkt integrieren zu können.“

Arbeitsgemeinschaft der Bochumer Wohlfahrtsverbände
Vorsitzender: Ulrich W. Kemner, Caritasdirektor
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